Wegen Versäumnissen im Fall Hengsbach

Missbrauchsbetroffene: Overbeck sollte nicht zur Weltsynode fahren

Veröffentlicht am 28.09.2023 um 09:31 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Er solle Konsequenzen aus seiner "Vertuschungshaltung" ziehen und nicht zur Weltsynode nach Rom fahren: Die Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte übt in der Causa Hengsbach Kritik an Essens Bischof Franz-Josef Overbeck.

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Die Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte, ein Zusammenschluss einzelner Betroffenenbeiräte in der katholischen Kirche, ruft den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck auf, nicht als Delegierter zur bevorstehenden Weltsynode in Rom zu fahren. Die Bundeskonferenz fordere Overbeck auf, Konsequenzen aus seiner "Vertuschungshaltung" zu ziehen, heißt es in einer am Mittwochabend verbreiteten Erklärung. "Wir erwarten von Bischof Overbeck, dass er darauf verzichtet, die katholische Kirche in Deutschland bei der anstehenden Synode in Rom zu repräsentieren." Stattdessen solle sich Overbeck der Aufarbeitung in seinem Bistum stellen und mit Betroffenen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.

Nach der Veröffentlichung von Missbrauchsvorwürfen gegen den 1991 verstorbenen Kardinal und Essener Bischof Franz Hengsbach hatte Overbeck eigene Versäumnisse im Umgang mit diesen Vorwürfen eingeräumt. Er habe 2011 von einem ersten Missbrauchsvorwurf gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums erfahren, so Overbeck vergangene Woche in einem Brief an die Gemeinden seiner Diözese. Nach der Rückmeldung der römischen Glaubenskongregation, die diese Vorwürfe für nicht plausibel hielt, habe er nichts weiter unternommen und den Fall als bearbeitet angesehen.

"Bekanntes Muster"

Er sehe es "aus heutiger Sicht als persönlichen Fehler, nach der Mitteilung über die Bewertung der Glaubenskongregation letztlich die damals vorliegenden Beschuldigungen als erledigt anzusehen", so Overbeck. Ihm sei deutlich geworden, dass er nach Standards damaliger Zeit handelte, die aus heutiger Sicht vollkommen ungenügend seien. Franz Hengsbach wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen.

Die Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte spricht in ihrer Erklärung von einem "bekannten Muster": "Die verstorbenen oder emeritierten bischöflichen Vorgänger werden als Vertuscher oder Täter benannt, dann distanziert sich die amtierende Bistumsleitung von ihnen und verlagert so die Verantwortung in die Vergangenheit." Overbeck habe zugelassen, dass Betroffenen zwölf Jahre lang nicht geglaubt wurde. Sein früheres Bekenntnis, "stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen", erscheinen vor diesem Hintergrund unglaubwürdig. – Overbeck ist einer von fünf Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) bei der mehrwöchigen Weltsynode, die Papst Franziskus am kommenden Mittwoch in Rom eröffnet. (KNA)