Standpunkt

Schläge okay? Papst Franziskus sorgt erneut für Verwirrung

Veröffentlicht am 17.01.2024 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Immer mal wieder lässt sich Papst Franziskus zu Äußerungen hinreißen, die Verwirrung stiften – oder im schlimmsten Fall großen Schaden anrichten können, kommentiert Tobias Glenz. Das zeige ein aktuelles Beispiel.

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Wie viel Verantwortung trägt man als Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken? Wie sorgfältig muss man Worte und Taten abwägen, wenn die ganze (katholische) Welt auf einen blickt? Papst Franziskus jedenfalls scheint sich dessen nicht immer bewusst zu sein. Allzu häufig lässt er sich zu (spontanen) Äußerungen hinreißen, die Verwirrung stiften – oder im schlimmsten Fall großen Schaden anrichten könnten. Jüngstes Beispiel: sein Vergleich der Bestrafung durch Gott mit Schlägen von Eltern.

Was der Pontifex mit seinen wenigen Sätzen aussagt, darf nicht unterschätzt werden. Nicht zum ersten Mal legitimiert er indirekt eine körperliche Züchtigung von Kindern – denn wer wie Gott handelt, kann wohl kaum das Falsche tun. Schlimmer wird es noch, wenn der Papst ausführt, dass "die Eltern oft größere Schmerzen in der Hand als das Kind auf dem Po" hätten. Nicht nur, dass die Schmerzen in der Hand eher ein Indiz für heftige Schläge statt einen kleinen Klaps sind. Auch Opfer und Täter werden vertauscht und den Kindern Schuldgefühle gemacht. Die eigentlichen Leidtragenden sind demnach die Schläger, nicht die Geschlagenen.

Weiß Franziskus, was seine Sätze auslösen? Eltern weltweit werden sich durch die päpstlichen Worte in ihrem Handeln bestätigt fühlen, wenn sie bisher ihre Kinder geschlagen haben. Oder noch schlimmer: Sie werden durch seine Aussagen erst dazu animiert. Alle anderen schütteln ungläubig den Kopf darüber, was ein Papst hier von sich gibt.

Kindesmissbrauch liegt nicht nur dann vor, wenn er sexueller Natur ist, sondern auch physische und psychische Gewalt im Spiel ist. Das zu wissen, kann man vom Oberhaupt einer von Missbrauchsskandalen gezeichneten Kirche eigentlich erwarten. Ansonsten sollte sich Franziskus in diesem Bereich vielleicht von seiner päpstlichen Kinderschutzkommission noch einmal schulen lassen. Wenigstens über die Macht seiner Worte muss er sich aber im Klaren sein. Menschen zu verletzen, ihnen zu schaden, kann nicht im Sinne des Stellvertreters Christi sein.

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.