Rückgabe von Kulturgütern gefordert

Aufruf: Kirche soll Verstrickung in Kolonialismus aufarbeiten

Veröffentlicht am 19.06.2024 um 13:39 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Die Zeit des Kolonialismus ist ein dunkles Kapitel, das noch längst nicht aufgearbeitet ist. Auch nicht in der Kirche und ihrer Missionsgeschichte. Darauf machten Fachleute bei einer internationalen Tagung aufmerksam.

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Kirchenvertreter aus Deutschland und aus Afrika haben dazu aufgerufen, die eigene Verstrickung der Kirche in die Verbrechen des Kolonialismus intensiver als bisher aufzuarbeiten. "Der Zusammenhang von Mission und Kolonialismus ist ernst. Nicht selten sind in unseren weltkirchlichen Begegnungen die toxischen Spuren der Geschichte spürbar", sagte der deutsche "Weltkirche-Bischof" Bertram Meier am Mittwoch in Würzburg.

Zum Abschluss der Jahrestagung Weltkirche und Mission zum Umgang mit kolonialem Erbe fügte der in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für weltkirchliche Fragen zuständige Augsburger Bischof hinzu, die Kirche müsse mit gutem Beispiel vorangehen, um "die Wunden der Geschichte anzugehen und somit der Welt ein ermutigendes Zeugnis zu geben, dass die Gewalt nicht das letzte Wort haben wird".

Der Kolonialismus und in besonderer Weise der transatlantische Sklavenhandel wirkten bis zur Gegenwart fort und beschädigten die gesellschaftlichen sowie internationalen Beziehungen erheblich, berichteten unter anderem Bischof Joseph Ndi-Okalla aus Kamerun und Bruder Bakanja Mkenda aus Tansania.

Rückgabe von angeeignetem Kulturgut nötig

Wenn man die Folgen des Kolonialismus wirklich aufarbeiten wolle, müsse dies auch die Bereitschaft zur Rückgabe von angeeignetem Kulturgut sowie zur Anerkennung der Verbrechen in der Kolonialzeit mit einschließen, ergänzte Jörg Lüer, Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden). Das habe unter anderem auch Folgen für den Umgang mit den missionsgeschichtlichen Sammlungen.

Die Auseinandersetzung mit den Folgen von Sklavenhandel und Sklaverei seien ein Menschheitsthema, das in Deutschland noch keineswegs in seinen Ausmaßen erfasst sei, fügte Alexander Scott hinzu von der Initiative "Transatlantic Slavery and Legacies". Die am National Museum in Liverpool angesiedelte Plattform befasst sich mit dem Verständnis der historischen Auswirkungen der transatlantischen Sklaverei und ihrer anhaltenden Folgen.

Veranstalter der Jahrestagung Weltkirche und Mission war die Konferenz Weltkirche, in der die DBK, die deutschen (Erz-)Bistümer, die Hilfswerke, die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK), die katholischen Verbände, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und andere weltkirchlich tätige Einrichtungen zusammenarbeiten. (KNA)