Klaus Töpfer lobt Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus

"Therapieanleitung für unsere Gesellschaft"

Veröffentlicht am 02.07.2015 um 14:47 Uhr – Lesedauer: 
Umweltenzyklika

München ‐ Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat das jüngste Lehrschreiben des Papstes gewürdigt. Bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie in München gemeinsam mit Kardinal Reinhard Marx gab es deutliche Worte in Richtung Wirtschaft.

  • Teilen:

Die Gesellschaft müsse sich fragen, "wie lange sie es noch erlaubt, dass die Wirtschaft ständig die Kosten ihres Profits externalisiert". Verglichen mit dem Papst sprächen die Vereinten Nationen "die Sprache von vorgestern", bemängelte der frühere Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms. Bei den UN-Nachhaltigkeitszielen sei immer noch von mehr Konsum und Wirtschaftswachstum die Rede. Stattdessen plädiere Franziskus für Entschleunigung und ein grundsätzliches Nachdenken über ein von Wirtschaft und Technologie dominiertes Fortschrittsmodell.

Deutschland sollte nach den Worten des früheren Spitzenpolitikers eine Politik der Decarbonisierung vorantreiben. "Als erste große Industrienation könnten wir zeigen, dass wir ohne Kernenergie und mit immer weniger Kohle auskommen", sagte Töpfer. Genau dies schwebe dem Papst vor. "Machen wir ihm doch diese Freude", fügte er hinzu.

Kardinal Marx mit vielen Mikrophonen
Bild: ©KNA

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hofft darauf, dass die Enzyklika "Laudato si" Einfluss auf die Weltklimakonferenz im November in Paris hat.

Unter dem Diktat der Kurzfristigkeit

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußerte die Hoffnung, dass die Enzyklika die Ende November beginnende Weltklimakonferenz in Paris positiv beeinflusse. Dies sei von Franziskus beabsichtigt. Die Kommission der EU-Bischofskonferenzen, deren Vorsitzender der Münchner Erzbischof Marx ist, werde zuvor ebenfalls noch eine "starke Stellungnahme" veröffentlichen, kündigte der Kardinal an.

"Wir müssen über den Kapitalismus hinausdenken", sagte Marx. "Alles zu Geld zu machen, ist eben kein Fortschritt." Die Weltgesellschaft lebe zusehends "unter dem Diktat der Kurzfristigkeit". Die Enzyklika "Laudato si" sollte auch der katholischen Kirche "einen Schub zu einer ganzheitlicheren Sicht" der Probleme geben. So hätten sich etwa viele Pfarreien zu sehr auf Einzelthemen wie Umweltschutz oder "Dritte Welt" spezialisiert. Der Kardinal sagte, die Kirche sollte "Vorreiterin eines guten Lebens" sein. Dies vermisse er bisweilen in der Vorbereitung junger Menschen auf die Erstkommunion oder Firmung.

Marx und Töpfer äußerten sich bei einem Mittagstalk in der Katholischen Akademie in Bayern. Akademiedirektor Florian Schuller sprach sich dabei dafür aus, dass der Papst auch einen Umweltbeauftragten für den Vatikan ernennen sollte. (KNA)

Linktipp: Themenseite zu "Laudato si"

Am 18. Juni 2015 wurde die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus veröffentlicht. Sie beschäftigt sich vorrangig mit ökologischen Fragen. Katholisch.de hat alles Wichtige rund um das Schreiben zusammengestellt.