Kardinal Woelki zu Gaza: Als Christ kann ich dazu nicht schweigen

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fordert ein Ende der Kriegshandlungen sowie humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen. "Die Waffen müssen sofort zum Schweigen gebracht werden, die Geiseln müssen freikommen und die notleidenden Menschen in Gaza müssen mit allem Lebensnotwendigem versorgt werden", sagte der Kölner Erzbischof, der auch Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande (DVHL) ist, am Sonntag in Köln. "Alles andere ist ein Verbrechen und kann weder mit der Verteidigung der Sicherheit Israels noch mit dem Recht zur Verteidigung der Freiheit der Palästinenser gerechtfertigt werden." Er erwarte von allen Beteiligten den unverzüglichen Einsatz für Friedensverhandlungen. "Wir müssen alles dafür tun, dieses Leiden zu beenden. Nur das Einhalten von Recht und Gerechtigkeit ermöglicht Wege zu dauerhaftem Frieden."
Der israelische Angriff auf die katholische Kirche im Gaza-Streifen sei "ein weiterer trauriger Höhepunkt in diesem schrecklichen Krieg", so Woelki. Bei dem Angriff kamen drei Menschen ums Leben. "Als Christ kann ich dazu nicht schweigen." Offensichtlich seien den kriegsführenden Parteien weder Menschenleben, noch Krankenhäuser, noch religiöse Stätten heilig. "Das systematische Aushungern der Bevölkerung von Gaza und die großflächige Zerstörung von Wohnhäusern und jeglicher Infrastruktur im Gaza-Streifen durch die israelische Armee müssen sofort beendet werden", forderte Woelki. Zugleich hob der Kardinal den "Mut der Christen von Gaza" hervor, die "trotz der unvorstellbaren Gewalt und Zerstörung an Liebe und Menschlichkeit" festhielten.
Hilfsorganisationen leisteten Übermenschliches
Am Freitag hatte auch der Hauptgeschäftsführer von Misereor Andreas Frick eine sofortige Waffenruhe und die Öffnung sämtlicher Grenzübergänge für den ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe. "Die Lage in Gaza ist ein Albtraum – und ein politisches Versagen auf ganzer Linie", sagte Frick laut Pressemitteilung des Hilfswerks. "Das systematische Aushungern einer Zivilbevölkerung ist ein Kriegsverbrechen." Die Partnerorganisationen von Misereor im Gaza-Streifen leisteten Übermenschliches – "unter Lebensgefahr, im Angesicht von Hunger, Bomben und des weitgehenden Zusammenbruchs medizinischer Versorgung".
Ebenfalls am Freitag verlangte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, ein Ende des Gaza-Krieges. Er könne nicht beurteilen, ob der jüngste Beschuss der katholischen Kirche von Gaza eine militärische Fehlleistung gewesen sei, sagte er im ZDF heute journal. Die einfache Lösung sei aber, den Krieg zu beenden. Bei seinem Besuch in der Region habe er sich "machtlos und hilflos" gefühlt. Die Nahrungsmittel seien aufgebraucht; überall gebe es lange Schlangen. Die Menschen seien zu unterernährt, um selbst noch Blut spenden zu können, mahnte Pizzaballa. So seien auch keine Bluttransfusionen für Kranke und Verletzte mehr möglich. Vielen Menschen hätten einfach alles verloren. (cbr)