"Ein Albtraum!" – Papstreise-Koordinator mit harter Kritik
Eine ziemlich kritische Bilanz des Papstbesuchs in Belgien im September 2024 zieht der Logistik-Koordinator der Ortskirche, Patrick du Bois. "Der nächste Besuch muss viel sorgfältiger geplant werden", schreibt er in einem Gastbeitrag für das Portal "cathobel.be" (Donnerstag).
So sei die Koordination und Nachverfolgung der Papstreden "ein Albtraum" gewesen, da "sich die diplomatischen Dienste des Heiligen Stuhls nur sehr wenig um die Auswirkungen der – manchmal unvorhersehbaren – Gesten und Worte des Heiligen Vaters in Belgien kümmerten", schreibt du Bois weiter; "ganz zu schweigen" etwa von gegenseitigen Missverständnissen beim Besuch der Universität in Louvain-la-Neuve "oder den Worten, die im Flugzeug auf dem Rückweg nach Rom gefallen sind".
Bei letzterem spielt der Koordinator auf eine diplomatische Krise an, die Papst Franziskus bei seiner "Fliegenden Pressekonferenz" beim Rückflug nach Rom ausgelöst hatte. Er hatte mit Blick auf Abtreibung von "kriminellen Gesetzen" in Belgien gesprochen. Er bezeichnete Abtreibung als "Mord" und beteiligte Ärzte als "Auftragsmörder".
"Durchwachsene Bilanz"
Zur "durchwachsenen Bilanz" von du Bois "in diplomatischer wie auch in finanzieller Hinsicht" gehören auch die "drastischen Sicherheitsmaßnahmen" der belgischen Behörden und des Vatikans: "Alle Personen, die sich dem Heiligen Vater näherten, mussten identifiziert und durchsucht werden – auf Kosten der Kirche in Belgien!" Offene Kritik übte der Logistik-Koordinator am damaligen Papstbotschafter in Belgien, Erzbischof Franco Coppola, der der belgischen Kirche gegenüber sehr kritisch eingestellt gewesen sei. Du Bois: "Obwohl er eigentlich ein Partner hätte sein sollen, stellte er eher ein Hindernis für die Organisation und den reibungslosen Ablauf des Besuchs dar."
Eine weitere Herausforderung sei die Übertragung aller öffentlichen Papstauftritte gewesen. Der Vatikan verlangte demnach, dass die Bilder und Töne allen TV-Sendern weltweit kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Normalerweise übernehme der öffentlich-rechtliche Sender des Gastlandes die Produktion und Ausstrahlung der Bilder; "aber in Belgien beschränkten sich RTBF und VRT auf einige wenige Bilder von der Ankunft und Abreise". Alle anderen Aufnahmen habe die Kirche in Belgien übernommen. Als "unbestreitbare Früchte" des Papstbesuches in Belgien nennt du Bois dagegen das große Kirchentreffen in der Basilika von Koekelberg, das Frühstück mit Obdachlosen in Saint-Gilles sowie die Messe mit 40.000 Menschen im König-Baudouin-Stadion.
König Philippe und Königin Mathilde seien von der Idee eines Papstbesuchs in Belgien sehr begeistert gewesen, so du Bois. Sie hätten die Initiative übernommen und den Papst im September 2023 offiziell eingeladen. Die Belgische Bischofskonferenz sei darüber "eher informiert als daran beteiligt" worden, kritisiert der kirchliche Koordinator. Luc Terlinden war demnach gerade erst zum Erzbischof von Mechelen-Brüssel geweiht worden; und: "Die belgische Regierung wurde fast wie im Tagesgeschäft vor vollendete Tatsachen gestellt." Premierminister und Außenministerin seien an den Vorbereitungen für den Besuch eines ausländischen Staatsoberhauptes "so gut wie nicht beteiligt" worden. (KNA)
