Massiv seien die Vertrauensverluste, wenn...

Bätzing: Kirche bleibt "vielfach hinter ihrem eigenen Anspruch" zurück

Veröffentlicht am 12.11.2025 um 10:47 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Von massiven Vertrauensverlusten und dem Zurückbleiben hinter dem eigenen Anspruch der katholischen Kirche spricht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Wo das besonders deutlich werde.

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Die Kirche in Deutschland bleibt aus Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) "vielfach hinter ihrem eigenen Anspruch" zurück. Deutlich werde dies bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, sagte Bischof Georg Bätzing am Dienstagabend in Mainz. Massiv seien die Vertrauensverluste, "wenn der Eindruck entsteht, Aufarbeitung und Betroffenenorientierung würden noch immer schleppend und halbherzig betrieben". Bei einer solch "gravierenden Thematik" gelte jedoch: "Wer Probleme angeht, spürbar zu lösen versteht, gewinnt Vertrauen." Transparenz in der Aufarbeitung sei ein Prüfkriterium öffentlichen Vertrauens in die Kirche.

Bätzing äußerte sich beim traditionellen Martinsempfang der katholischen Kirche in Rheinland-Pfalz. In Kirche wie Gesellschaft sei zu sehen, was passiere, wenn "Misstrauen, Aggression und Spaltung" um sich griffen. Gemeinsam müsse einer tiefgreifenden Vertrauenskrise entgegengewirkt werden. Diese Krise habe Kirche, Staat und Gesellschaft "seit geraumer Zeit" gleichermaßen erfasst. Es bestehe die Sorge um den Fortbestand der Demokratie hierzulande und zudem die Sorge um die dauerhafte Geltung fundamentaler Werte des Zusammenlebens.

Bätzing wirbt für Kooperationen

Der Bischof von Limburg warb für Kooperationen der Kräfte, die sich mit gutem Willen für mehr Hoffnung einsetzten. Unter den Gästen waren der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz und Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (SPD), und weitere Mitglieder von Landesregierung, Parlament sowie gesellschaftlicher Institutionen und Religionsgemeinschaften.

Regierungschef Schweitzer sprach von der Notwendigkeit, das nostalgische Verklären von Vergangenheit als "emotionales, toxisches Angebot" zu entlarven. Er sprach von einer länger dauernden Phase des permanenten gesellschaftlichen Stresses, die es zu moderieren gelte. Die demokratische Mehrheit müsse daher ein eigenes emotionales Angebot für die Menschen in Deutschland bereithalten. "Wir brauchen eine Botschaft der Zukunft", sagte Schweitzer. Er verwies zudem auf die Bereitschaft vieler, sich einzubringen, und nannte exemplarisch die Millionen Menschen im Ehrenamt. Es gelte, an der Seite derer zu stehen, die einen eigenen Beitrag für die Gesellschaft leisten wollten. (KNA)