Das kirchliche Jahr im chronologischen Rückblick

Heiliges Jahr, Papsttod, Habemus papam – 2025 war extrem ereignisreich

Veröffentlicht am 08.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Ein Papst stirbt, ein neuer kommt, und das mitten im Heiligen Jahr – schon diese drei Ereignisse hätten gereicht, um 2025 zu einem besonderen, ja extremen Jahr für die katholische Kirche werden zu lassen. Und doch ist noch viel mehr passiert. Katholisch.de blickt auf das zu Ende gehende Jahr zurück.

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Mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom begann am Heiligen Abend 2024 ein Jahr, das kaum bewegender und ereignisreicher für die katholische Kirche hätte sein können. Mehrfach blickte die Welt in den zurückliegenden zwölf Monaten gebannt in den Vatikan, wo mit Franziskus erst ein Papst starb und mit Leo XIV. gut zwei Wochen später ein neuer Papst gewählt wurde. Doch auch in Deutschland gab es in der Kirche zahlreiche wichtige Ereignisse. Katholisch.de gibt einen Überblick.

24. Dezember: Auftakt des Heiliges Jahres 2025

Offiziell beginnt das Heilige Jahr 2025 bereits eine Woche vor dem Beginn des neuen Kalenderjahres: Am Heiligen Abend 2024 öffnet Papst Franziskus im Petersdom die Heilige Pforte und gibt damit den Startschuss für das Jubiläumsjahr unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung". Im Laufe des Jahres pilgern Millionen Gläubige aus aller Welt nach Rom, allein am "Jubiläum der Jugend" im Sommer nehmen mehr als eine Million junge Menschen teil. Der offizielle Schlusspunkt des Heiligen Jahres folgt am 6. Januar 2026 mit der Schließung der Heiligen Pforte im Petersdom.

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14. Januar: Papst-Franziskus-Autobiografie "Hoffe"

In mehr als 80 Ländern erscheint am 14. Januar die Autobiografie von Papst Franziskus, die in der deutschen Übersetzung den Titel "Hoffe" trägt. Auf knapp 400 Seiten schildert Franziskus darin nicht nur seine Lebensgeschichte, sondern er erläutert in langen Passagen auch die politischen Kernanliegen seines Pontifikats: Frieden, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit. Das Buch entwickelt sich schnell zu einem Bestseller: Bereits Anfang Februar ist die Startauflage der deutschen Ausgabe von 50.000 Exemplaren vergriffen, im Mai steigt das Buch zudem auf Platz 1 der "Spiegel"-Sachbuchliste.

14. Februar: Papst Franziskus im Krankenhaus

Wegen einer ebenso hartnäckigen wie schweren Bronchitis wird Papst Franziskus am 14. Februar in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert. In der Klinik würden "einige notwendige Untersuchungen" vorgenommen, teilt der Vatikan knapp mit. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt: Franziskus wird über einen Monat im Krankenhaus bleiben und zwischendurch immer wieder von teils lebensbedrohlichen gesundheitlichen Rückschlägen heimgesucht. Der lange Aufenthalt in der Klinik heizt die ohnehin schon laufenden Spekulationen über den schlechten Gesundheitszustand des 88-Jährigen und dessen verbleibende Zeit als Papst an. Und tatsächlich wird der argentinische Pontifex den Krankenhausaufenthalt nur um knapp einen Monat überleben.

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9. März: Rücktritt von Bischof Felix Genn

Frühzeitig hatte Münsters Bischof Felix Genn im Vatikan und auch öffentlich den Wunsch geäußert, möglichst direkt zu seinem 75. Geburtstag – der offiziellen Altersgrenze für katholische Bischöfe – in den Ruhestand eintreten zu dürfen. Und tatsächlich: Am 9. März, nur drei Tage nach dem Geburtstag, nimmt Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des gebürtigen Eifelers an. Genn war 16 Jahre Bischof von Münster, zuvor hatte er bereits sechs Jahre das Bistum Essen geleitet; in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war er zuletzt der dienstälteste Diözesanbischof. Einen Tag nach dem Rücktritt wählt das Münsteraner Domkapitel Antonius Hamers zum Diözesanadministrator, er leitet das mitgliederstärkste deutsche Bistum seither übergangsweise bis zur Amtseinführung eines neuen Bischofs.

10. bis 13. März: Vollversammlung der Bischöfe in Kloster Steinfeld

Im abgelegenen Kloster Steinfeld in der Eifel kommt die DBK Mitte März zu ihrer Frühjahrs-Vollversammlung zusammen. Themen des Treffens sind unter anderem die Lage der Christen im Nahen Osten, die Ergebnisse der Weltsynode und des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland sowie die im Herbst 2023 veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Außerdem blicken die versammelten Diözesan- und Weihbischöfe bei einem Studientag auf die Wirkung der zehn Jahre zuvor veröffentlichten Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si'" von Papst Franziskus zurück.

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Leichnam von Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani (Archivbild)

Der aufgebahrte Leichnam von Papst Franziskus am 21. April im Vatikan.

27. März: Kirchenstatistik 2024

Am 27. März und damit früher als in den vergangenen Jahren veröffentlicht die DBK die Kirchenstatistik für das Vorjahr. Daraus geht hervor, dass 2024 321.611 Menschen aus der katholischen Kirche in Deutschland ausgetreten sind – deutlich weniger als noch ein Jahr zuvor (402.694) und als im Rekordjahr 2022, als mehr als 520.000 Katholikinnen und Katholiken ihre Kirche verließen. Mit nun 19,8 Millionen Mitgliedern in Deutschland beträgt der Anteil der katholischen Christen an der Gesamtbevölkerung noch 23,7 Prozent. Aus der Statistik geht weiter hervor, dass auch die Zahl der Sakramentenspendungen 2024 leicht rückläufig war: Die Zahl der Taufen etwa sank um rund 15.000 auf 116.222, die Zahl der kirchlichen Trauungen um rund 5.000 auf 22.504.

8. April: Missbrauchsgutachten für das Bistum Würzburg

51 Täter, 226 Opfer: Das sind die beiden wohl wichtigsten Zahlen, die am 8. April im Missbrauchsgutachten für das Bistum Würzburg veröffentlicht werden. Dass die Zahl der Täter im Vergleich zu anderen Studien so gering ist, lässt sich auf den engeren Täterbegriff zurückführen, für den sich die Aufarbeitungskommission bei der Beauftragung der Studie entschieden hatte, sagt der Rechtsanwalt Hendrik Schneider bei der Vorstellung des Gutachtens. Erfasst worden seien nur strafrechtlich relevante Handlungen an Minderjährigen, wenn es einen hinreichenden Verdacht gegeben habe. Laut dem Anwalt hatte etwa bis zur Jahrtausendwende auch im Bistum Würzburg im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen der Schutz der Institution Vorrang, nur ein Bruchteil der Täter sei verurteilt worden. Erst danach habe allmählich ein Paradigmenwechsel zu einer Kultur des Hinsehens eingesetzt. Bischof Franz Jung sagt bei der Übergabe der Studie, er halte nun "ein Dokument des Leids der Betroffenen und unseres Versagens als Kirche" in Händen.

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21. April: Tod von Papst Franziskus

Einen knappen Monat nach seinem mehrwöchigen Krankhausaufenthalt stirbt Papst Franziskus am Morgen des 21. April – dem Ostermontag – im Vatikan. Der von den Folgen einer schweren Lungenentzündung gezeichnete Pontifex, der sich am Ostersonntag letztmals auf dem Petersplatz gezeigt und der Welt mit brüchiger Stimme den Ostersegen erteilt hatte, erliegt laut Vatikan um 7.35 Uhr einem Schlaganfall und irreversiblem Herzversagen. In Rom und weltweit sorgt die Nachricht vom Tod des Papstes aus Argentinien für Trauer und Bestürzung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärt, mit Franziskus verliere die Welt "ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung und einen glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit", der vielen Halt und Orientierung gegeben habe. Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing bezeichnet Franziskus als "mutigen Erneuerer", dessen Reformanstöße unumkehrbar seien. Mit dem Tod des Kirchenoberhaupts beginnt im Vatikan die Zeit der Sedisvakanz, die bis zur Wahl von Leo XIV. zum neuen Papst am 8. Mai andauern wird.

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23. April: Handreichung für Segensfeiern

Als ein Ergebnis des Synodalen Weges veröffentlichen die DBK und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) am 23. April eine Handreichung für die Praxis der Segnung nicht kirchlich verheirateter Paare. "Die Kirche bringt Paaren, die in Liebe verbunden sind, Anerkennung entgegen und bietet ihnen Begleitung an", heißt es in dem Papier. Deshalb solle die bereits vielerorts geübte Praxis bestärkt werden, Geschiedene und Wiederverheiratete, Paare aller geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen sowie Paare, die aus anderen Gründen nicht das Sakrament der Ehe empfangen wollen oder können, mit einem Segen in ihre Partnerschaft zu begleiten. Eine echte Lösung für das innerkirchlich hochumstrittene Thema ist die Handreichung aber nicht: Während die Reforminitiative "Out in Church" sie als zu unverbindlich kritisiert und eine "Segnung zweiter Klasse" beklagt, geht das Papier dem Vatikan eher zu weit. Im September sagt Papst Leo XIV., dass die in manchen Ländern "in Nordeuropa veröffentlichten Segensrituale für 'Menschen, die einander lieben'" eindeutig gegen die von seinem Vorgänger Franziskus genehmigte Erklärung "Fiducia supplicans" verstießen. Bischof Georg Bätzing als DBK-Vorsitzender erklärt danach, trotzdem am Reformkurs im Umgang mit homosexuellen Paaren festhalten zu wollen. Im Oktober distanziert sich dann aber auch der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Fernández, von der Handreichung. In einem Interview sagt er mit Blick auf das Papier: "Das Glaubensdikasterium hat nichts davon approbiert. Es hat vor einiger Zeit in einem Brief daran erinnert, dass 'Fiducia supplicans' jede Form von ritueller Feier ausschließt." Es dürfte nicht das letzte Kapitel bei diesem Thema bleiben.

26. April: Begräbnis von Papst Franziskus

Mit einer großen Totenmesse nehmen am 26. April Hunderttausende Menschen sowie Vertreter aus über 150 Staaten Abschied von Papst Franziskus. Vor Gästen wie US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erinnert Kardinaldekan Giovanni Battista Re an Franziskus' unaufhörliche Appelle für Frieden und Vernunft. Als er an den Einsatz des Papstes für Flüchtlinge sowie an seine Warnungen vor Kriegen erinnert, erhebt sich mehrfach spontaner Applaus. Mit "seiner starken Persönlichkeit" habe Franziskus schnell den Leitungsstil der Kirche geprägt: direkter Kontakt mit einzelnen Menschen und Völkern sowie Nähe besonders zu Menschen in Not und Ausgegrenzten, sagt Re. Nach dem Requiem wird der Sarg mit Franziskus' Leichnam durch die Straßen Roms zur Basilika Santa Maria Maggiore überführt, wo der Papst – wie zu Lebzeiten von ihm bestimmt – im kleinen Kreis beigesetzt wird.

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Leo XIV.
Bild: ©picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Alessandra Tarantino (Archivbild)

Papst Leo XIV. kurz nach seiner Wahl auf der Benediktionsloggia des Petersdoms.

8. Mai: "Habemus papam" – Wahl von Papst Leo XIV.

Im vierten Wahlgang des Konklaves – und damit schneller als von vielen Beobachtern erwartet – wählen die versammelten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle am Nachmittag des 8. Mai den US-amerikanischen Kardinal Robert Francis Prevost zum neuen Papst. Der Nachfolger des verstorbenen Papstes Franziskus gibt sich den Namen Leo XIV. Gut eine Stunde nach der Wahl verkündet Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti von der Benediktionsloggia des Petersdoms aus den Namen des neuen Pontifex. Kurz danach erscheint Leo XIV. selbst auf der Loggia und richtet – beginnend mit dem Gruß "Der Friede sei mit euch allen" – seine ersten Worte als Papst an die Welt. Die weltweiten Reaktionen auf die Wahl fallen weit überwiegend positiv aus. Bischof Georg Bätzing spricht als DBK-Vorsitzender von einer "wunderbaren Überraschung". Kardinal Prevost habe niemand wirklich auf dem Schirm gehabt. "Er ist ein freundlicher, zugewandter Papst mit viel Erfahrung", so der Limburger Bischof.

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9./10. Mai: Vierte Sitzung des Synodalen Ausschusses

Mitten im Trubel um den neu gewählten Papst Leo XIV. kommt der Synodale Ausschuss in Magdeburg zu seiner vierten Sitzung zusammen. Bei dem zweitägigen Treffen werden erste Richtungsentscheidungen für eine Satzung getroffen, auf deren Grundlage ein auf Dauer errichtetes synodales Gremium auf Bundesebene entstehen soll, in dem das gemeinsame Beraten und Entscheiden von Bischöfen und Laien verstetigt werden soll. Ob es so weit kommt, ist zu diesem Zeitpunkt aber noch unklar, schließlich hat der Vatikan wiederholt deutliche Vorbehalte gegen das Projekt eines synodalen Gremiums in Deutschland geäußert.

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8. Juni: Rücktritt von Bischof Gregor Maria Hanke

Gut vier Jahre vor dem Erreichen der bischöflichen Altersgrenze tritt am 8. Juni Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke überraschend zurück. Nach vielen Herausforderungen und Krisen spüre er eine "innere Ermüdung", begründet Hanke seinen Rücktritt. Besonders erschütternd seien für ihn die Gespräche mit Betroffenen sexualisierter Gewalt gewesen: "Manches in mir hat sich dadurch verändert." Hanke, der dem Benediktinerorden angehört, war knapp 19 Jahre Bischof von Eichstätt, in der DBK gehörte er zum konservativen Lager rund um seine bayerischen Mitbrüder Stefan Oster und Rudolf Voderholzer und den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Nach seinem Rücktritt wolle er als "einfacher Pater Gregor" in die Seelsorge zurückkehren, so Hanke. Der Rücktritt als Bischof, "der aus einem tiefen geistlichen Ringen hervorging, ist getragen von der Sehnsucht, wieder unmittelbarer für die Menschen da zu sein – als Priester und geistlicher Begleiter, nicht mehr als Entscheidungsträger im Vordergrund".

Juli: Debatte um Richterin Frauke Brosius-Gersdorf

In der Debatte um die von der SPD für das Bundesverfassungsgericht nominierte Professorin Frauke Brosius-Gersdorf melden sich im Juli auch prominente Kirchenvertreter mit Kritik an der Kandidatin zu Wort. Hintergrund ist vor allem die Haltung der Juristin zur Abtreibungsregelung und zur Menschenwürde von ungeborenen Kindern. Im Zentrum der Kritik steht unter anderem ein Satz Brosius-Gersdorfs in einem Kommissionsbericht zum Thema Abtreibung aus dem vergangenen Jahr. Dort schrieb sie: "Es gibt gute Gründe dafür, dass die Menschenwürdegarantie erst ab Geburt gilt." Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl spricht in einer Predigt mit Blick auf die Haltung der Juristin von einem "innenpolitischen Skandal" und legt ihr den Rückzug von ihrer Kandidatur nahe. Brosius-Gersdorf wiederum weist Gössls Kritik im ZDF scharf zurück. Einige Tage später telefonieren beide, wobei Gössl einräumt, über die Position der Juristin zum Thema Lebensschutz falsch informiert gewesen zu sein. Nach dieser Auseinandersetzung gibt es schließlich auch unterstützende Stimmen aus der Kirche für Brosius-Gersdorf, zudem entbrennt eine Debatte über die Frage, ob und wie sich die Kirche in die Wahl von Verfassungsrichtern einmischen sollte. Anfang August verzichtet Brosius-Gersdorf dann jedoch auf ihre Kandidatur.

22. bis 25. September: Vollversammlung der Bischöfe in Fulda

Bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda befassen sich die Bischöfe unter anderem mit einer Vertiefung der Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, mit aktuellen Aspekten zu Fragen der Aufarbeitung und Aufklärung sexuellen Missbrauchs sowie mit dem Fortgang des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland. Die meiste Aufmerksamkeit erregt jedoch die bereits im April von der DBK veröffentlichte Handreichung für die Praxis der Segnung nicht kirchlich verheirateter Paare und die kurz vor der Vollversammlung von Papst Leo XIV. geäußerte Kritik an solchen Segensritualen. Der DBK Vorsitzende Bischof Georg Bätzing erklärt zum Auftakt der Vollversammlung, dass er auf die Aussagen des Papstes gelassen reagiere und keine Veranlassung sehe, die gemeinsam mit dem ZdK veröffentlichte Handreichung zurückzunehmen. Italienische Medien schreiben daraufhin, die deutschen Oberhirten würden "bischöflichen Ungehorsam" üben. Dagegen wiederum verwahrt sich Bätzing zum Abschluss der Vollversammlung deutlich: "Ich wende mich in aller Klarheit gegen die Unterstellung, wir würden in Deutschland bischöflichen Ungehorsam gegenüber Rom praktizieren oder uns auf einen Konfrontationskurs zu Rom begeben."

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Stellwand mit dem Logo des Synodalen Wegs und Teilnehmer unscharf im Vordergrund
Bild: ©KNA/Bert Bostelmann (Archivbild)

Ende November verabschiedet der Synodale Ausschusses bei seiner fünften und letzten Sitzung in Fulda die Satzung für die geplante Synodalkonferenz.

9. Oktober: Erstes Apostolisches Schreiben von Papst Leo XIV.

Die ersten Monate des Pontifikats von Papst Leo XIV. sind naturgemäß von vielen Premieren geprägt. Am 9. Oktober etwa veröffentlicht der Pontifex sein erstes Apostolisches Schreiben. In dem Papier mit dem Titel "Dilexi te" ("Ich habe dich geliebt") hält Leo XIV. an der Kapitalismuskritik seines Vorgängers fest – unter anderem macht er sich einen der provokantesten Sätze von Franziskus zu eigen, indem er betont, dass es notwendig sei, weiterhin die "Diktatur einer Wirtschaft, die tötet" anzuprangern. Außerdem übernimmt Leo ausdrücklich die von der Kirche in Lateinamerika seit langem geforderte "Option für die Armen", und er verwirft die Idee, dass eine komplett freie Marktwirtschaft die Probleme der Armut und Ungerechtigkeit überwinden könne. In Deutschland kommt "Dilexi te" gut an: Viele Bischöfe und Laienvertreter äußern sich positiv zu dem Papier.

30. Oktober: Missbrauchsstudien für die Bistümer Augsburg und Trier

In die inzwischen lange Reihe kirchlicher Missbrauchsgutachten reihen sich am 30. Oktober auch die beiden Bistümer Augsburg und Trier ein. Das Spannende daran: Anders als in früheren Gutachten kommen in den beiden Studien auch vier noch im Amt befindliche Diözesanbischöfe vor, darunter Kardinal Reinhard Marx. Mit Blick auf Marx, der von 2002 bis 2008 Bischof von Trier war, und seinen Nachfolger Stephan Ackermann erklären die Forscher, dass beide Bischöfe nicht alles getan hätten, um Missbrauchsfälle transparent aufzuklären. Kritisiert wird auch, dass man sich zu wenig um die Opfer gekümmert habe. Inzwischen sei aber vieles deutlich besser und professioneller geworden. Auch der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing, der von 2012 bis 2016 Generalvikar in Trier war, kommt in dem Bericht vor: Er sei in sechs Fällen einbezogen worden – und zwar "in der im Vergleich ruhigeren Phase der Aufarbeitung". In Bätzings Zeit sei "eine erste, noch nicht institutionalisierte Form des Krisenstabes" eingerichtet worden, der sich jedoch nur bei Bedarf getroffen habe. In Augsburg kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Bistumsleitung mit mehr als jedem dritten Missbrauchsfall seit 1948 unangemessen umgegangen sei. In den vergangenen 20 Jahren habe es aber Fortschritte gegeben, und seit dem Amtsantritt des aktuellen Bischofs Bertram Meier 2020 habe man kein unangemessenes Verhalten mehr festgestellt.

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30. Oktober: DBK-Dokument zu sexueller Vielfalt an Schulen

In einem eigenen Dokument mit dem Titel "Geschaffen, erlöst und geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule" ruft die Schulkommission der DBK Ende Oktober dazu auf, die Vielfalt sexueller Orientierungen auch in Schulen anzuerkennen. Ein offener und wertschätzender Umgang sei wichtig, heißt es in dem Papier. Es liefert eine Bestandsaufnahme der Situation queerer Jugendlicher, Lehrkräfte und Eltern und gibt schulpädagogische sowie schulpastorale Leitlinien für einen achtsamen Umgang mit sexueller Vielfalt. Der Vorsitzende der Kommission, Bischof Heinrich Timmerevers, schreibt dazu: Schule müsse ein Ort sein, "an dem Kinder und Jugendliche Schutz vor Diskriminierung und persönlicher Herabwürdigung finden, ein Ort, an dem sie Akzeptanz erfahren in ihrer individuellen Entwicklung und zugleich lernen, andere zu akzeptieren". Wenige Tage nach der Veröffentlichung distanziert sich der Passauer Bischof Stefan Oster von dem Dokument. "Wenn auch auf dem Umschlag der Broschüre steht: 'Die deutschen Bischöfe', dann spricht der Text trotzdem nicht in meinem Namen", schreibt Oster auf seiner Internetseite. Zentrale Aussagen des Papiers hält er für theologisch unzureichend. Außerdem dürfe es nicht sein, "dass wir auf unsere eigenen, sehr grundsätzlichen Positionen zum Menschenbild verzichten". Dieser Kritik schließen sich bald danach Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Eichstätts emeritierter Bischof Gregor Maria Hanke an.

21./22. November: Fünfte Sitzung des Synodalen Ausschusses

Bei der fünften und letzten Sitzung des Synodalen Ausschusses verabschieden die Delegierten Ende November in Fulda eine Satzung für die geplante Synodalkonferenz. Die Konferenz, die ursprünglich Synodaler Rat heißen sollte, soll künftig Stellung zu wesentlichen Entwicklungen in Staat, Gesellschaft und Kirche nehmen. Außerdem wollen Bischöfe und Laien in dem neuen Gremium Beschlüsse zu wichtigen Fragen des kirchlichen Lebens von bundesweiter Bedeutung fassen. Schließlich soll die Synodalkonferenz ein Mitspracherecht erhalten bei Finanz- und Haushaltsangelegenheiten der katholischen Kirche in Deutschland, "die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden". Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, spricht nach der Verabschiedung der Satzung von einem großartigen Moment. "Wir hoffen, dass die Satzung auch in Rom Zustimmung findet. Das braucht sie, damit wir arbeiten können", so Bätzing weiter. Vorgesehen ist, dass dem neuen Gremium die 27 Ortsbischöfe angehören, ebenso viele Vertreter des Zentralkomitees sowie 27 weitere Katholikinnen und Katholiken aus ganz Deutschland. Eine Woche nach dem Treffen in Fulda stimmt die ZdK-Vollversammlung der Satzung zu; die DBK soll bei ihrer nächsten Vollversammlung darüber abstimmen.

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27. November bis 2. Dezember: Erste Auslandsreise von Papst Leo XIV.

Seine erste Auslandsreise als Papst führt Leo XIV. Ende November eine knappe Woche lang in die Türkei und den Libanon. Anlass für die Reise ist das 1.700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa. Neben Begegnungen mit Christen und Vertretern anderer Religionen führt der Pontifex in beiden Ländern auch höchstrangige Gespräche mit politischen Führern. Hauptziel der Reise sei es, eine Botschaft von Frieden, Hoffnung und Einheit in die Region zu bringen, so Leo im Vorfeld.

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Von Steffen Zimmermann