Bundesländer reagieren auf Forderung

Trierer Missbrauchskommission mahnt Unterstützung für Erwachsene an

Veröffentlicht am 05.12.2025 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Die Aufarbeitungskommission im Bistum Trier fordert Rheinland-Pfalz und das Saarland zu mehr Hilfen für Missbrauchsbetroffene auf. Beide Länder reagieren – machen aber zunächst keine konkreten Zusagen.

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Die Aufarbeitungskommission für Missbrauch im Bistum Trier hat die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland aufgefordert, eine zentrale Anlaufstelle für von sexualisierter Gewalt und Missbrauch betroffene Erwachsene einzurichten. Während es für Minderjährige entsprechende Stellen gebe, sei dies für heute Erwachsene, die in der Vergangenheit Missbrauch erfahren mussten, nicht der Fall, erklärte die Kommission am Freitag in Trier.

Die beiden Bundesländer, auf deren Gebiet sich das Bistum erstreckt, reagierten in ihren Antwortschreiben offen auf die Initiative – ohne jedoch feste Zusagen zu machen. "Ich werde Ihre Anregung in meinem Ministerium umfassend und eingehend prüfen lassen", schreibt Saarlands Sozialminister Magnus Jung (SPD). Aus dem Mainzer Sozialministerium hieß es, in Rheinland-Pfalz gebe es bereits mehrere Anlaufstellen für Betroffene. Auch für Erwachsene, schreibt Familienministerin Katharina Binz (Grüne). Zudem verwies sie auf das "Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch" auf Bundesebene.

Die Antworten sind im vierten Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier enthalten. Der Bericht wurde am Freitag veröffentlicht. Das Gremium empfiehlt darüber hinaus dem Bistum Trier, eine Erinnerungskultur zu etablieren. Zudem müsste es eine vergleichende Zusammenfassung aller Berichte und Ergebnisse der Missbrauchskommissionen der Bistümer geben.

Hunderte Betroffene und Beschuldigte

Im Herbst hatten Wissenschaftler der Universität Trier von mindestens 734 Betroffenen und 246 Beschuldigten allein für das Bistum Trier für den Zeitraum der vergangenen acht Jahrzehnte gesprochen. Sie gehen von einem Dunkelfeld aus, so dass die tatsächlichen Zahlen wohl höher liegen dürften. Seit 2010 wurden nach Angaben des Bistums rund 3,7 Millionen Euro in Anerkennung des Leids an Betroffene gezahlt und Therapiekosten in Höhe von mehr als 180.000 Euro übernommen.

Die Aufarbeitungskommission bedauert, dass viele Bemühungen des Bistums zu Verbesserungen im Missbrauchskontext "durch die mangelnde Kooperationsbereitschaft von externen Partnern verzögert oder sogar verhindert wurden". Wo dies zu Lasten der Betroffenen gehe, sei ein solches Handeln unentschuldbar. Auch Missbrauchstaten deutscher oder europäischer Täter, die in der kirchlichen Entwicklungshilfe im Ausland tätig waren, brauchen laut dem Gremium eine ausführliche Aufarbeitung. Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch gelte in der Weltkirche nicht als eine gemeinsame Aufgabe. (tmg/KNA)