"Wer soll sonst mit Vollmacht in der Kirche handeln?"

Meier kritisiert Debatte über Priesteramt: Der Leib Christi bröckelt

Veröffentlicht am 21.10.2021 um 12:24 Uhr – Lesedauer: 

Balderschwang ‐ Wenn das sakramentale Weiheamt nicht mehr selbstverständlich akzeptiert werde, "wird vielleicht sogar der Kirche das Rückgrat gebrochen", warnt Bischof Bertram Meier. Er bangt darum, dass die deutschen Katholiken sich "abnabeln von der Weltkirche".

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat erneut den Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg, kritisiert. Meier sagte dem christlichen "Radio Horeb" in Balderschwang im Allgäu zur jüngsten Debatte um das sakramentale Weiheamt beim Synodalen Weg: Wenn dieses nicht mehr selbstverständlich akzeptiert werde, "dann bröckelt der Leib Christi. Dann wird vielleicht sogar der Kirche das Rückgrat gebrochen."

Meier ergänzte: "Denn wer soll sonst mit Vollmacht in der Kirche handeln?" Das sei für ihn "ein Knackpunkt in der ganzen Diskussion: nämlich ist die Sakramentalität der Kirche insgesamt und vor allem eine Verortung des Weiheamtes selbstverständlich? Oder muss das debattiert werden? Wenn ja, und wenn sich da kein breiter Konsens abzeichnet, habe ich ein bisschen die Sorge, dass wir das katholische Proprium aufzugeben versucht sind."

Der Bischof betonte: "Also meine Sorge besteht darin, dass, während der Papst einen geistlichen Weg wünscht, wir sehr, sehr stark auf Mehrheitsbildungen aus sind und jetzt eigentlich durchaus mit Lobbyarbeit, auch mit medialem Druck versuchen, eine Agenda für die Kirche in Deutschland möglichst zeitnah durchzubringen, um dann Themen zu setzen in Rom."

Angst vor Abnabelung von der Weltkirche

Auch bange er darum, dass die deutschen Katholiken sich "abnabeln von der Weltkirche". Meier erklärte: "Wir denken sehr organigrammmäßig strukturiert in Deutschland, manchmal auch ein bisschen stark von den demokratischen Maßstäben her." Der Papst allerdings denke weniger in Mehrheiten und Minderheiten. "Er geht auf Konsens und möchte viele gemeinsam auf den Weg bringen."

Meier bekräftigte, es brauche "Essentials für das Kirchesein". Er verwies auf den Staat: "Auch dort gibt es konstitutive Elemente, verfassungsmäßig garantiert. Ich kann auch nicht die Verfassung so einfach ändern, selbst in der Politik nicht. Und was für den Staat gilt, trifft umso mehr auf die katholische Kirche zu, die ja nicht nur eine menschliche Organisation ist, sondern gegründet wurde von keinem geringeren als Jesus Christus selbst, der auch bis heute Herr im Haus seiner Kirche sein und bleiben sollte." Gleichwohl sei er "voll für eine Erneuerung der Kirche", so Meier. "Die brauchen wir auch nach dem Missbrauchsskandal."

Meier hatte schon vor rund zwei Wochen von nationalen Sonderwegen bei der Reform der katholischen Kirche abgeraten. Bei einem Gottesdienst in Augsburg warnte er unter anderem vor einer Transformation der katholischen Kirche "in eine de facto evangelische Landeskirche". Ausdrücklich wandte sich Meier gegen den Vorschlag einer demokratischen und zeitlich begrenzten Wahl von Bischöfen. "Wenn wir eine Kirche ohne sakramentales Amt wollen, brechen wir ihr das Genick." Gott möge eine solche "Selbstabdankung der Bischöfe, Priester und Diakone" verhüten. Eine Synode sollte am sakramentalen Weiheamt "weder rütteln noch sägen". Ohne die Autorität geweihter Amtsträger könnte die Kirche zudem im öffentlichen und politischen Diskurs nichts mehr ausrichten. (tmg/KNA)