Weltweiter synodaler Prozess könne Vorbereitung für neues Konzil sein

Pastoraltheologe Amherdt: Zeit ist reif für Vatikanum III

Veröffentlicht am 17.11.2021 um 12:43 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg/Schweiz ‐ Machtkontrolle, Laienbeteiligung, anhaltende Krisen – für den Pastoraltheologen Francois-Xavier Amherdt ist die Zeit reif für ein Drittes Vatikanisches Konzil. Den weltweiten synodalen Prozess sieht er dafür als mögliche Vorbereitung.

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Der Pastoraltheologe Francois-Xavier Amherdt rechnet mit der Einberufung eines neuen Konzils im Anschluss an die Weltsynode von 2023. "Die Zeiten sind reif für ein Vatikanum III, weil die aktuellen Krisen zahlreich sind und tief gehen", sagte der im schweizerischen Freiburg lehrende Amherdt am Mittwoch im Interview mit dem Schweizer Onlineportal "kath.ch". Auf diesem Wege könnten interne Spaltungen verhindert werden, die sich aufgrund des Synodalen Wegs in Deutschland oder durch übersteigerte Reaktionen traditionalistischer Kreise auf das Motu proprio "Traditionis custodes" bilden könnten, so der Professor für Pastoraltheologe.

Die Kirche erneuere sich nur in kleinen Schritten und gleiche dabei einem riesigen Ozeandampfer. "Damit sich der Kurs entsprechend dem Wehen des Geistes ändert, braucht es eine kilometerlange Steuerungsphase", so Amherdt. Diesem Zweck diene der weltweite synodale Prozess, den Papst Franziskus als Vorbereitung auf die Bischofssynode zum Thema Synodalität im Oktober 2023 eröffnet hat. Es gehe Franziskus darum, "die Stimme des ganzen Volkes Gottes, dem die Mission der Evangelisierung anvertraut ist, zu hören, um den 'guten Glaubenssinn der Gläubigen', den sensus fidei fidelium, zu finden". Außerdem wolle der Papst gemäß der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils eine "legitime regionale Vielfalt" in der Kirche erreichen.

Als zentrale Erwartungen, die von Laien und von vielen Klerikern an den synodalen Weg gestellt würden, formulierte Amherdt den Wunsch nach einem neuen Umgang mit Macht und mehr Möglichkeiten der Beteiligung. Um die Ausübung kirchlicher Macht zu überwachen, brauche es verlässliche Instanzen und Rekursmöglichkeiten. Laien, einschließlich der Frauen, müssten stärker einbezogen werden, damit "das kirchliche Zusammenwirken brüderlicher und horizontaler wird", so der Theologe. Angesichts großer Frustrationsrisiken, wie sie sich bei den nachsynodalen Schreiben "Amoris laetitia" und "Querida Amazonia" gezeigt hätten, warnte Amherdt vor einer Resignation der Gläubigen. Befürchtungen, der synodale Prozess könnte "wieder ein Schlag ins Wasser sein", müssten ernstgenommen werden. (mfi)