"Überzeugungsarbeit" bei weiteren Themen gefordert

Erfolg an historischem Punkt: Synodaler Weg zieht positives Fazit

Veröffentlicht am 06.02.2022 um 13:55 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt am Main ‐ Die dritte Synodalversammlung in Frankfurt ist mit breiter Zustimmung für alle 14 Textvorlagen zu Ende gegangen. Für viele Synodale war das ein unerwartet großer Erfolg – auf dem sie sich aber nicht ausruhen wollen.

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Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Synodalversammlung haben nach der dritten Synodalversammlung in Frankfurt am Main am Wochenende ein positives Fazit gezogen. "Das war ein unterwartet großer Erfolg", resümierte Bischof Gebhard Fürst in einem Interview auf der Internetseite seiner Diözese Rottenburg Stuttgart (Samstag). "Bei den Texten in erster Lesung waren sehr viele kontroverse Positionen zu spüren, und die gilt es jetzt für die zweite Lesung so zusammenzuführen, dass wir Mehrheiten erreichen und die Texte verabschiedet werden können." Hier müsse noch viel "Überzeugungsarbeit" in den Foren und in der Bischofskonferenz geleistet werden. "Es liegen noch große Anstrengung vor uns und wir werden noch sehr viel Mut und Hoffnung investieren müssen."

Der Münsteraner Bischof Felix Genn wertete es ebenso als positiv, "dass es eine breite Zustimmung zu allen 14 Vorlagen gab". Die Zustimmung zeige ihm, dass es besonders bei den Themen Macht und Gewaltenteilung "einen großen Willen der Synodalen für Veränderungen in der katholischen Kirche" gebe. Gleichzeitig räumte Genn laut Pressemitteilung seines Bistums (Samstag) ein: "In manchen Fragen, die noch in zweiter Lesung beraten werden müssen, liegt noch viel Sprengstoff, weil hier fundamentale Fragen unseres Glaubens und der kirchlichen Lehre angesprochen werden." Er sei zuversichtlich, dass "wir auch mit der Weltkirche zusammenbleiben", so Genn. "Wir lernen gerade Synode und Synodalität. Das meint keine totale Harmonie."

Die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), Schwester Katharina Kluitmann, betonte die große Übereinstimmung der Vertreterinnen und Vertreter des Synodalen Wegs. "Die Einigkeit war insgesamt überwältigend – und der Wille, etwas zu bewegen!", sagte sie laut der Pressemitteilung des Bistums. Solche Zustimmungszahlen hätte sie nicht erwartet. Eine "Uneinigkeit" zwischen dem Vatikan und den synodalen Texten sei aus ihrer Sicht zwar denkbar, aber: "Auch die Kirche in Deutschland muss ihrem Gewissen folgen."

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Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick twitterte am Sonntag: "Zurück von Frankfurt, Synodaler Weg ist Diskussion und freundliche Begegnungen, Ziel eine geschwisterliche Kirche, die dann die Menschenfreundlichkeit Gottes verkünden kann." Gleichzeitig teilte er ein Foto von sich und sieben weiteren Delegierten der Synodalversammlung, darunter auch drei junge Frauen. " Den jungen Synodalinnen vielen Dank für die anregende herzliche Tischgemeinschaft. Ich hab viel gelernt", schrieb er dazu.

Auch der Münchener Kardinal Reinhard Marx zieht ein positives Fazit nach der dritten Synodalversammlung. "Wir sind an einem historischen Punkt in der Kirche in Deutschland", sagte er "mk-online.de" (Samstag). Er habe "eine Bewegung gespürt". Die deutliche Zustimmung der Bischöfe zum theologischen Orientierungstext und dem Handlungstext des Macht-Forums, laut dem auch Gläubige an der Bischofswahl beteiligt werden sollen, habe ihn in der Größenordnung positiv überrascht, so Marx. Er wolle jetzt gemeinsam mit dem Diözesanrat überlegen, welche nächsten Schritte im Erzbistum anstünden. Ihm sei es wichtig, ein "synodaler Bischof" zu sein.

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) zeigt sich "zuversichtlich und gestärkt" nach der dritten Synodalversammlung in Frankfurt am Main. "Die Versammlung hat gezeigt: Die Kirche – und die Mehrheit der anwesenden Bischöfe ­– will die Veränderung und hat jetzt die dringend nötigen Reformen in Gang gebracht", sagte die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt laut einer Pressemitteilung (Samstag). "Unsere Beharrlichkeit und unser Ringen der vergangenen Jahre haben sich endlich ausgezahlt."

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Die positive Abstimmung in erster Lesung über die Öffnung aller Dienste und Ämter für Frauen sei "ein historischer Moment", so Wuckelt. "Dass die Kirche ohne uns Frauen aber keine Zukunft hat, das war deutlich zu hören und zu spüren, und das haben auch die meisten Amtsträger erkannt und handeln nun, da sind wir optimistisch, entsprechend." Die kfd sei stolz darauf, dass sie von innen mit dazu beigetragen hätte, die Kirche zu verändern. "Die Bischöfe sind gefordert, die Reformen nach Rom und auch in die Weltkirche zu tragen. Dazu werden sie von uns alle dafür erforderliche Unterstützung bekommen."

"Zufrieden" äußerte sich auch der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun. "Die Beschlüsse sind deutliche Fortschritte für die katholische Kirche und notwendige Grundlagen zu systemischen Veränderungen", sagte er in einem Statement auf der Internetseite des BDKJ (Samstag). Gleichzeitig forderte er dazu auf, nicht nachzulassen. "Wir fordern ein rasches Handeln der Bischöfe und Generalvikare zur Umsetzung der Beschlüsse. Denn die Bischöfe können hinter dem beschrittenen Weg jetzt nicht mehr zurückbleiben", so Podschun. "Ohne eine grundsätzliche Änderung der Machtstrukturen in der katholischen Kirche hat der 'Synodale Weg' keine Zukunft".

"Wir verändern das konkrete Handeln der Kirche"

Bereits auf der Abschluss-Pressekonferenz am Samstagnachmittag hatte auch das Präsidium des Synodalen Wegs sich zufrieden mit den Ergebnissen gezeigt. "Die dritte Synodalversammlung ist ein großer Erfolg", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing. Gleichzeitig betonte er, dass die jetzigen Beschlüsse nur Zwischenschritte seien. "Wir machen nicht in erster Linie Texte, sondern wir verändern das konkrete Handeln der Kirche", so Bätzing, der auch Präsident des Synodalen Wegs ist. Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Wegs, Irme Stetter-Karp, sprach von einer erfolgreichen Synodalversammlung. "Die Versammlung hat geliefert." Das sei aber kein Anlass, sich "zurückzulehnen", da bei der kommenden Synodalversammlung wichtige Texte zur Diskussion stünden: "Wir geben uns nicht mit Häppchen zufrieden."

Bei der dreitägigen Synodalversammlung der rund 215 Synodalen in Frankfurt am Main wurde von Donnerstag bis Samstag unter anderem über eine veränderte, moderne Sexualmoral einschließlich einer Neubewertung der Homosexualität, die Öffnung der sakramentalen Ämter für Frauen, eine Lockerung des priesterlichen Pflichtzölibats und einen anderen Umgang mit dem Thema Macht diskutiert. 11 Handlungstexte wurden dabei von den Synodalen in erster Lesung verabschiedet und zur Weiterarbeit an die Foren gegeben. Der Orientierungstext des Präsidiums, der Grundtext des Machtforums und ein Handlungstext zur Beteiligung der Gläubigen bei der Bischofswahl wurden in zweiter Lesung von der Synodalversammlung beschlossen. Alle drei Texte erhielten auch die erforderliche Zweidrittelmehrheit der bischöflichen Vertreter. (cbr)