Standpunkt

Durchzug gegen den Nebel: Kirche braucht Transparenzoffensive

Veröffentlicht am 07.02.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nach Wochen des Schreckens durch das Münchner Missbrauchsgutachten habe die Kirche mit dem Synodalen Weg wieder positive Schlagzeilen produziert, kommentiert Annette Zoch. Sie fragt sich auch, wer sage, dass Synodalität einen Endpunkt haben müsse.

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Ein "Hauch von Geschichte" wehte durch die Frankfurter Messehallen, so ist es nach dem Ende der dritten Versammlung des Synodalen Wegs vielfach zu lesen. Nach zwei Wochen des Schreckens, die das Münchner Missbrauchsgutachten eingeläutet hatte, war die katholische Kirche am vergangenen Wochenende ausnahmsweise mal wieder in der Lage, positive Nachrichten zu produzieren: Mit bischöflicher Mehrheit beschlossen die Synodalen erste ganz konkrete Reformschritte, darunter zum Beispiel die stärkere Beteiligung der Laien bei der Bestellung des Diözesanbischofs.

Neu war aber auch, dass das Thema sexualisierte Gewalt in dieser Synodalversammlung die Debatten beherrschte. Das Thema ist jetzt endlich dort, wo es im Synodalen Weg hingehört, nämlich ganz vorne – schließlich ist es Kern und Ursache der gesamten Reformdebatte. Auch hier gab es einen Lernprozess: Betroffene haben erst seit dem vergangenen Jahr auch einen festen Platz in der Versammlung, anfangs wurden sie in all dem betriebsamen Reformeifer schlicht vergessen.

Doch auch die Laien haben dazugelernt – dies zeigte sich zum Beispiel daran, welch großen Raum die umstrittene Entscheidung der Bischofskonferenz, die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) als privaten kanonischen Verein offiziell anzuerkennen, in der Debatte einnahm. Jugendbischof Johannes Wübbe hat sofort Gespräche innerhalb der DBK angekündigt sowie die "engmaschige" Begleitung der KPE. Die Bischöfe werden sich daran messen lassen müssen. Kritische Öffentlichkeit hilft. Und sie hilft auch der katholischen Kirche.

Dies ist auch das beste Argument für die Einrichtung von Synodalen Räten auf allen Ebenen. Die Kirche braucht eine Transparenzoffensive, Durchzug gegen den Nebel, Licht in den Dunkelräumen. Wer sagt denn, dass Synodalität einen Endpunkt hat? Ein Weg, der irgendwann endet, ist nämlich nur eine Sackgasse.

Von Annette Zoch

Die Autorin

Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.