Missbrauch in ehemaliger Schule von Benedikt XVI. wird erforscht

Gewalt und Missbrauch im katholischen Studienseminar Sankt Michael in Traunstein werden in einer eigenen Studie erforscht. Das kündigte die Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) des Erzbistums München und Freising, Michaela Huber, am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz an. Wer den Auftrag erhalte, sei noch nicht entschieden, es werde aber auf jeden Fall eine externe Institution sein, sagte sie.
Im Studienseminar gebe es Hinweise auf massive Formen physischer Gewalt, so Huber. Ob es auch sexuellen Missbrauch gegeben habe, sei nicht ganz klar. Über beides solle die Untersuchung Aufschluss geben. Dafür sei die UAK mit dem Ordinariat und einer örtlichen Betroffeneninitiative im Gespräch.
Vorwürfe seit Jahren bekannt
Seit etwa 2016 wurden Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfe aus Kreisen ehemaliger Traunsteiner Seminaristen dem Erzbistum München und Freising bekannt. Sie richten sich unter anderen gegen den 2018 verstorbenen Münchner Weihbischof Engelbert Siebler, der von 1976 bis 1985 das Studienseminar im Chiemgau leitete. 2020 wurde bekannt, dass es eine vertrauliche Gesprächsrunde mit Betroffenen in der Einrichtung gegeben hat. Mit der Gruppe würden weitere Schritte zur Aufarbeitung entwickelt, hieß es damals.
Das Internat der Erzdiözese München und Freising besteht seit 1929. Es wurde vom damaligen Kardinal Michael von Faulhaber gegründet, um verstärkt Jungen aus dem Chiemgau für den Priesterberuf zu gewinnen. Bekanntester Schüler der Institution war der jüngst verstorbene ehemalige Papst Benedikt XVI. (cph/KNA)