Standpunkt

Was uns Liborius in Kriegszeiten zeigen kann

Veröffentlicht am 03.02.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Auf den heiligen Liborius geht der "Liebesbund" zwischen Paderborn und Le Mans zurück. Claudia Auffenberg erinnert daran, dass dieser auch in Kriegszeiten hielt. Das berge auch für aktuelle Konflikte Hoffnung. Dafür brauche es mutige Menschen.

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Für die meisten dürfte die französische Stadt Le Mans die Stadt des 24-Stunden-Rennens sein, für uns in Paderborn ist sie die Heimatstadt unseres Bistumspatrons. Der heilige Liborius war im 4. Jahrhundert Bischof dort. Man weiß ehrlich gesagt so gut wie nichts über ihn, aber posthum hat er eine erstaunliche Karriere gemacht, die gerade in Zeiten wie diesen bedenkenswert ist. Im Jahr 836 wurden seine Reliquien aus Le Mans nach Paderborn übertragen. So sollte der Glaube der gerade erst missionierten Sachsen durch die Anwesenheit eines Heiligen gefestigt werden. Damals schlossen die Kirche von Le Mans und die Kirche von Paderborn den Liebesbund ewiger Bruderschaft. So rühmen sich die beiden Bistumsstädte der ältesten Städtepartnerschaft der Welt.

Dieser Liebesbund hat all die Wirren der letzten Jahrhunderte überstanden und dass Franzosen und Deutsche einander immer in herzlicher Zuneigung zugetan haben, kann man wirklich nicht behaupten. Dennoch: Die Freundschaft hielt auch in den Zeiten, in denen man sich auf anderer Ebene gegenseitig niedergeschossen hat. Bis heute ist es Tradition, dass zum alljährlichen großartigen Liborifest der Bischof von Le Mans nach Paderborn kommt und umgekehrt zum Fest des heiligen Julian, des ersten Bischofs von Le Mans, der Erzbischof von Paderborn nach Le Mans fährt. Am vergangenen Wochenende wurde in Le Mans gefeiert und natürlichen waren Paderbornerinnen und Paderborner dabei.

Das sind nur zwei Beispiele dafür, wie diese Freundschaft aktiv gelebt wird und das nicht nur, weil das immer schon so war, sondern, damit es immer so bleibt. Dieser Verantwortung sind sich alle bewusst: Es braucht Menschen, die mutig genug sind, sich dem Reden vom Feind auf der anderen Seite der Front entgegenzustellen, Menschen, die den auf der anderen Seite als Menschen erkennen, als einen, der in Wahrheit auch keine Lust hat, im Bombenhagel zu sterben. Und es gibt solche Menschen! In Paderborn, in Le Mans und ganz sicher auch in Odessa, in Cherson, in Kiew – und in Moskau. Frieden ist möglich, auch in Zeiten des Krieges. Wir in Paderborn haben es erfahren.

Von Claudia Auffenberg

Die Autorin

Claudia Auffenberg ist Chefredakteurin des Paderborner Bistumsmagazins "Der Dom".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.