Amtsverzicht Bodes richte aber Scheinwerfer auf andere, die nicht zurückträten

SPD-Politiker: Rücktritt eines Bischofs nicht sonderlich bemerkenswert

Veröffentlicht am 29.03.2023 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ In Deutschland sei der Zeitpunkt für eine solche Aktion verstrichen: Für den religionspolitischen Sprecher der SPD ist der Rücktritt eines einzelnen Bischofs nur wenig bemerkenswert. Er fordert zudem eine neue Stiftung für Missbrauchsbetroffene.

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Der religionspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Castellucci, hält den Rücktritt eines einzelnen Bischofs für nicht mehr sonderlich bemerkenswert. In Deutschland sei der Zeitpunkt für eine solche Aktion verstrichen, erklärte Castellucci mit Blick auf den Rücktritt des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode in einem Beitrag der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). Zugleich mache der Amtsverzicht Bodes sicher gegenüber der Öffentlichkeit und vor allem den Betroffenen deutlicher, dass ein Schuldeingeständnis vorliege. Vor allem richte er den Scheinwerfer auf andere, die nicht zurückträten.

Am Samstag war bekanntgeworden, dass Papst Franziskus den Amtsverzicht Bodes angenommen hatte. Damit trat erstmals ein deutscher Bischof im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal zurück. Zugleich gab Bode auch gesundheitliche Gründe an.

Weiter forderte Castellucci eine Bundesstiftung für Opfer sexualisierter Gewalt. Das wäre ein kraftvolles Zeichen, erklärte Castellucci. Ihre Mittel sollten von Organisationen, in denen Missbrauch stattfand, und dem Staat kommen, auch private Zustiftungen sollten möglich sein. Wirksame Hilfen dürften nicht im Ermessen der Institutionen liegen, die für Taten verantwortlich seien, "sie gehören bereitgestellt, von uns, als Gesellschaft".

"Starkes gemeinschaftliches Symbol"

Der SPD-Politiker betonte, es sei "Zeit für einen befriedenden Akt, ein starkes gemeinschaftliches Symbol der Anerkennung, was von vielen Seiten in der Vergangenheit verbrochen und in der Abhilfe und Bearbeitung versäumt wurde". Zugleich könne eine solche Stiftung in die Zukunft wirken. Jetzt sei dafür der richtige Zeitpunkt.

Ein derzeit herrschendes Nebeneinander "von oft willkürlichen Anerkennungsleistungen der betroffenen Institutionen, einzuklagenden Entschädigungsleistungen und den eher kümmerlichen Beiträgen aus dem Fonds Sexueller Missbrauch" könne niemanden zufriedenstellen, so Castellucci. Zugleich räumte er ein, dass auch die Politik das Thema bislang mit "spitzen Fingern" angefasst habe.

Ein Teil der Mittel für eine solche Stiftung könne aus einer möglichen Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen kommen. Er empfehle den Kirchen "einen ansehnlichen Betrag" davon zu nehmen, so Castellucci: "Es könnte ein Wendepunkt werden, in der Debatte, vor allem aber für die Betroffenen." Zudem könne der Münchner Kardinal Reinhard Marx seine private Stiftung für Missbrauchsopfer in eine solche gemeinschaftliche Stiftung überführen. Denn Betroffene wollten bei Entschädigungen aus dem Kontrollbereich der Institutionen heraus, in deren Rahmen sie das Leid erfahren hätten. (tmg/KNA)