Standpunkt

Wie der Synodale Weg nachträglich noch scheitern kann

Veröffentlicht am 17.05.2023 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Dass der Synodale Ausschuss aus Bischöfen und Laien im November reibungslos seine Arbeit aufnehmen kann, scheint derzeit fraglich, kommentiert Tobias Glenz. Er warnt: Ein Scheitern des Gremiums käme einem Scheitern des ganzen Synodalen Wegs gleich.

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Die Sache schien eigentlich klar: Bei der vierten Synodalversammlung im vergangenen September war beschlossen worden, dass ein Synodaler Ausschuss aus Laien und Bischöfen die Arbeit des Synodalen Wegs fortsetzen und einen Synodalen Rat als gemeinsames Leitungsorgan vorbereiten soll. Anfang April dann teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit, dass das Gremium im November erstmals tagen werde. Doch klar ist nun offenbar überhaupt nichts mehr.

ZdK-Generalsekretär Marc Frings räumte jüngst ein, dass beim Verband der Diözesen Deutschlands Entscheidungen zur Finanzierung des Synodalen Ausschusses noch ausstünden. Seitens der Bischofskonferenz hieß es zuletzt: "Es gibt offene Fragen, die erst beim Ständigen Rat im Juni 2023 geklärt werden können." Droht das Projekt also zu scheitern? Die Finanzierung jedenfalls ist nicht das einzige Problem.

Selbst wenn die offenen organisatorischen Fragen geklärt werden, so ist noch lange nicht sicher, ob sich die deutschen Bischöfe geschlossen an dem Gremium beteiligen werden. Seine Sorge darüber brachte am Montag noch einmal der Würzburger Bischof Franz Jung zum Ausdruck. Vorbehalte gegen neue Leitungsorgane nicht nur im Vatikan, sondern auch im deutschen Episkopat sind in der Tat bekannt. Doch das Bild, das ein Synodaler Ausschuss abgeben würde, an dem sich nicht alle deutschen Oberhirten beteiligen, wäre fatal. Das Gremium würde zum Symbol einer zerrissenen katholischen Kirche in Deutschland.

Dabei war der Synodale Weg gerade als das Gegenteil gestartet: als innovatives Dialogprojekt, bei dem alle deutschen Bischöfe auf Augenhöhe mit den "Laien" über zwingend erforderliche Kirchenreformen beraten. Nach außen hin gab das – trotz berechtigter Meinungsverschiedenheiten – ein Bild der Geschlossenheit der Kirche in Deutschland ab, das nun zu zerbrechen droht. Es wäre nicht nur wünschenswert, sondern ist unumgänglich, dass sich sämtliche Parteien zusammenreißen und den Synodalen Ausschuss mittragen. Denn scheitert das Gremium, das nach Mehrheitsbeschluss die Synodalität in Deutschland verstetigen soll, so ist letztlich auch der Synodale Weg selbst gescheitert.

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.