Die Emoji Bible erzählt die heilige Schrift in Chat-Sprache

Bilderbibel für die Internet-Generation

Veröffentlicht am 30.05.2016 um 17:00 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 
Bibel

Bonn ‐ Ziemlich viel Text hat die Heilige Schrift – und keine Bilder. Muss das sein? Nein, es muss nicht. Das zeigt eine neue Schriftübersetzung: Emojis sollen den alten Text auf die Höhe der Zeit bringen.

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"Scripture 4 Millennials" ist der Untertitel des Werks, "Die Schrift für die Netzgeneration". Und deren Kommunikationsgewohnheiten greift die Übersetzung auf: Schlüsselbegriffe sind durch Emojis ersetzt, Symbole, wie sie in Chats verwendet werden. Eine neue Übersetzung ist die Emoji-Bibel daher genau genommen auch nicht, sondern vielmehr eine Annäherung an den Sprachgebrauch der Internet-Generation.

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Der Übersetzer selbst möchte anonym bleiben. Gegenüber dem britischen Guardian sagte er, er wolle nur als "😎" zitiert werden. Ziel seiner Übersetzung sei es nicht, die Bibelstellen in Rätsel zu verpacken: Wenn es für SMS oder Twitter schnell gehen müsse, würde man eben auch einen Bibelvers abkürzen. Und genau so soll die ganze Emoji-Bibel klingen, und so sollen die Texte auch verwendet werden. Kürzer wird der Text dadurch aber nicht: All die Symbole machen die Bibel lang. Über 3000 Seiten hat das Werk.

Trotz der Länge wird der ehrwürdge Text in getragenem Englisch dadurch aufgelockert: Mitten im Text tauchen die gelben Grinsegesichter mit Heiligenscheinen, Daumen und Sprechblasen auf. Insgesamt 200 Wörter werden durch 80 verschiedene Symbole ersetzt – die Übersetzer-Tätigkeit von 😎 beschränkte sich also darauf, den Computer Wörter ersetzen zu lassen.

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Die Emoji Bible schlägt schon jetzt hohe Wellen, viele Medien berichten darüber, unzählige Tweets kommentieren die Neuerscheinung. Manche kritisch, viele begeistert. Anscheinend ist die Zeit erst jetzt reif dafür: Vor zwei Jahren noch sammelte der kalifornische Künstler Kamran Kastle auf der Finanzierungsplattform "Kickstarter" Geld für eine Bibelübersetzung in Emojis – von den von ihm veranschlagten 25.000 US-Dollar kamen nur 105 zusammen. Ungleich erfolgreicher, wenn auch deutlich teurer als die gut vier Euro für die Emoji-Bibel, war 2013 ein weiterer Vorgänger: "Emoji Dick", Herman Melvilles großer Roman "Moby Dick" in Emojis. Als Taschenbuch werden dafür 40 Dollar fällig.

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Bisher ist die Emoji-Bibel nur für Apple-Geräte erschienen. So einfach die Symbole zu verstehen sind, so kompliziert ist es anscheinend, ein eBook für alle Systeme verfügbar zu machen. Aber auch daran arbeitet Autor 😎.

Von Felix Neumann