Verteidigt Veto-Möglichkeit der Bischöfe beim Synodalen Weg

Bischof Bode enttäuscht über Reformwillen von Papst Franziskus

Veröffentlicht am 23.12.2022 um 13:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Das Pontifikat von Papst Franziskus ernüchtere ihn, sagt Bischof Franz-Josef Bode. Zudem verteidigt er die Veto-Möglichkeit der Bischöfe beim Synodalen Weg – und äußert sich zu Kirchenaustritten und Vorwürfen gegen seine Person.

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Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, will trotz Kritik aus dem Vatikan am Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland festhalten. Es sei unabdingbar, dass sich die Institution verändere, sagte Bode in einem Interview, das der Deutschlandfunk am Sonntag ausstrahlt. Der Synodale Weg sei daher richtig. Dinge, die in dessen Kontext ausgesprochen und angestoßen worden seien, ließen sich nicht wieder in die Tube zurückdrücken.

Bode zeigte sich in diesem Zusammenhang vom Reformwillen des Vatikan, insbesondere des Papstes enttäuscht. Dieser tue sich offenbar schwer mit dem Apparat in Rom, der seit Jahrhunderten eingespielt sei. Das Pontifikat ernüchtere ihn, so der Bischof, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist. "Es bleibt insgesamt hinter den Erwartungen zurück, welche geweckt worden sind." Dennoch sei er überzeugt, "dass Franziskus von diesem Impetus, den er damals gesetzt hat, und von dieser Weise, sehr pastoral zu denken, immer noch ganz viel hat".

Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing hatte zuletzt erklärt, dass Papst Franziskus "eindeutig ein Reformer" sei. "Die fast zehn Jahre Franziskus sind ein Glücksfall für die katholische Kirche, nicht nur wegen seiner eigenen Glaubwürdigkeit im Leben und Verkünden, sondern auch mit Blick auf die Wege, die er öffnet", sagte der Limburger Bischof am Donnerstag im Interview. Bätzing sieht allerdings "noch viel Luft nach oben, wenn es um transparente Entscheidungswege geht, die viele einbeziehen".

Vierte Synodalversammlung
Bild: ©Synodaler Weg/Maximilian von Lachner (Archivbild)

Bischof Georg Bätzing, Irme Stetter-Karp und Bischof Franz-Josef Bode nach einer Abstimmung beim Synodalen Weg. Die dortige Veto-Möglichkeit der Bischöfe verteidigt Bode.

Weiter verteidigte Bode die Veto-Möglichkeit der Bischöfe bei den Abstimmungen des Synodalen Wegs. Die Kirche sei weiterhin hierarchisch organisiert, was bedeute, dass "die Bischöfe das entscheiden müssen und dafür ja auch geradestehen müssen", sagte Bode. "Ich denke, nur so würde man ja auch das nach Rom geben können." Der Reformdialog folge zwar dem Prinzip, dass Bischöfe und Laien gemeinsam berieten. "Aber am Ende steht eben doch eine Entscheidung", betonte der Osnabrücker Bischof. "Das ist im Bistum der Bischof, und das ist auch in der Weltkirche der Papst."

Die Kirchenaustrittszahlen werden nach Ansicht Bodes in den kommenden Jahren weiter steigen. Allein in seinem Bistum seien im vergangenen Jahr rund 6.000 Menschen, in diesem Jahr sogar etwa 10.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten, sagte der Osnabrücker Bischof. Dabei schaue er auch nach seiner persönlichen Verantwortung für die Austritte, so Bode. "Ich denke, dass ich persönlich sicher auch dazu beigetragen habe." Schwerwiegend an der aktuellen Abwanderungsbewegung sei, "dass Leute aus dem Innersten der Kirche austreten", so Bode. Er bemühe sich, zu den ehemaligen Mitgliedern Kontakt zu halten.

Versäumnisse bei Missbrauch

Bode stand zuletzt auch persönlich wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik. Erst in diesem Monat hatte ihn der Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer über den kirchenrechtlich zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Rom angezeigt. Der Bischof habe noch in diesem Jahr sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige als "Beziehung" deklariert, hieß es zur Begründung. Er habe Schilderungen einer Betroffenen "gänzlich falsch eingeschätzt" und die Anzeige ihres Falls bei den vatikanischen Behörden verzögert. Dies sei "ein klares kirchenrechtliches Fehlverhalten".

Im Interview räumte Bode dahingehend Versäumnisse ein. Er sei in seiner Einschätzung dem Beschuldigten "mehr gefolgt als den Betroffenen", sagte der Bischof. Gleichzeitig verteidigte er seine Entscheidung, trotz der Vorwürfe nicht von seinem Bischofsamt zurücktreten zu wollen: "Ich habe jetzt bei dieser Gelegenheit wirklich im Tiefsten überlegt, ob ich gehe oder bleibe." Er habe gespürt, "dass meine Gremien mir sehr viel Rückhalt geben und mit mir gemeinsam noch Veränderungen nach vorne gehen wollen". (tmg/KNA)