Die Warnung Leos XIV. vor KI-Gefahren ist bemerkenswert und wichtig
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Als Robert Francis Prevost sich den Namen Leo XIV. gab, stellte er sich in die Nachfolge des letzten Leo, der als "Arbeiterpapst" bekannt wurde. Der dreizehnte Leo wirkte zu einer Zeit, als die Industrialisierung das Leben der Menschen von Grund auf revolutionierte – und zwar zunächst nicht nur zum Guten. Dass der neue Leo, geboren in den Tech-freundlichen USA, in seiner ersten Ansprache vor den Kardinälen die Gefahren der Künstlichen Intelligenz nannte, war bemerkenswert.
Als wären Putin, Trump, Klimakrise und wankende Demokratien nicht schon genug: Ähnlich große, wenn nicht noch größere Umwälzungen wie in der Industrialisierung drohen uns durch die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Genau wie einst stellen sich heute Fragen von Gerechtigkeit und Menschenwürde. Viele Menschen werden durch KI ihre Arbeit verlieren – wovon werden sie künftig leben? Die Technologie frisst Unmengen unserer Ressourcen, wird Fragen von Klimaschutz und Energieverbrauch verschärfen.
Das allein ist Grund genug, dass sich die Kirchen einmischen. Noch wichtiger ist dies aber auch deshalb, weil KI in der Lage ist, unser menschliches Miteinander auf den Kopf zu stellen. Das hat eine zutiefst spirituelle und religiöse Dimension.
Meta-Chef Mark Zuckerberg verkauft Chatbots als Instrumente gegen Einsamkeit. Big Tech macht auch aus seelischer Not ein Geschäft. ChatBots haben Menschen schon in den Suizid getrieben. Und in den USA gibt es Firmen, die für trauernde Hinterbliebene einen Verstorbenen via KI wieder zum Leben zu erwecken. Schauderhaft eindrucksvoll zeigt das der Dokumentarfilm "Eternal You". Der Tod scheint überwunden, Maschinen werden Gott. Es ist die Monetarisierung von Trauer und Einsamkeit, mit den verheerenden psychologischen Folgen aber lassen die Konzerne die Menschen allein. Wenn sich deshalb eine weltweit anerkannte Figur wie Papst Leo XIV. für einen verantwortungsvollen Einsatz dieser Technologie einsetzt, ist dies in seiner Signalwirkung nicht zu unterschätzen.
Die Autorin
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.