Medienethik

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:37 Uhr – Von Rüdiger Funiok SJ – Lesedauer: 
Kirche und Medien

Kevelaer ‐ Medienethik stellt (wie Bio-, Medizin-, Umwelt- oder Wirtschaftsethik) eine Bereichsethik oder Angewandte Ethik dar(1). Medienethisch argumentiert jeder, der sich an gesellschaftlichen Wertediskursen zu den Medien beteiligt und in ausgewogener Weise versucht, die Verantwortlichkeiten aller Akteure zu umschreiben und konsensfähige Normen und Verpflichtungen zu formulieren.

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Als Unterbereiche von Medienethik lassen sich die demokratische Funktion der Medien (Medienordnung, Mediengesetze), das Berufsethos der Medienschaffenden, die Ethik der Medienunternehmen, die Publikumsethik sowie spezielle Probleme des Internets nennen(2).

Entwicklungen/Aufgaben

Das Ziel medienethischer Klärungen ist die Selbstverpflichtung der einzelnen Akteure und Branchen, sich an die erörterten Normen zu halten. Sie werden zum Teil auch in Medienrecht gefasst. Während rechtliche Forderungen mit Sanktionen durchsetzbar sind, kann Medienethik nur an das jeweilige Gewissen appellieren, freilich auch auf den Imageverlust oder -gewinn verweisen. Medienethik sollte ihre Forderungen nicht unter dem Eindruck spektakulärer journalistischer Fehlleistungen oder der (angeblich durch Computerspiele ausgelösten) Amokläufe formulieren, sondern im Aufzeigen der alltäglichen Verantwortung bei der Erstellung und Nutzung von Medien.

Geschichte

Am besten ausformuliert ist die journalistische Ethik; die Einhaltung der im Pressekodex enthaltenen Selbstverpflichtungen wird durch den Beschwerdeausschuss des Presserats (gegründet 1956) überwacht. In den USA wurden entsprechende Kodizes schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts an den Journalistenschulen gelehrt. Im deutschen Sprachraum kam es ab den 1980er-Jahren zu vermehrten medienethischen Publikationen und zur Aufnahme von Medienethik in die Ausbildung der verschiedenen Medienberufe (PR, Werbefachleute, Medienmanager).

Herausforderungen

Der Medienbereich befindet sich in einer rasanten Expansion: Es verändern und vermehren sich nicht nur die Formate der klassischen Medien, sondern vor allem die Nutzungsarten des Internets. In Publikationen zur Internetethik(3) wird u. a. plädiert für die Überwindung der Digital Divide, für eine Impressums- und Wahrheitspflicht bei der Einstellung von Inhalten (Blogs), den respektvollen Umgang mit personenbezogenen Daten und Selbstreflexivität beim Sich-Bewegen in virtuellen Welten (Computerspielen). Die verantwortliche Nutzung des Internets ist Teil der Medienkompetenz, welche das Bildungssystem vermitteln sollte, aber auch der Einzelne im lebenslangen Lernen weiterentwickeln muss.

(1) Vgl. Fenner, Dagmar: Einführung in die Angewandte Ethik. Tübingen 2010.

(2) Vgl. Funiok, Rüdiger: Medienethik. Verantwortung in der Mediengesellschaft. Stuttgart 22011.

(3) Vgl. Päpstlicher Rat 2002.

Von Rüdiger Funiok SJ

Literatur / Link

Fenner, Dagmar: Einführung in die Angewandte Ethik. Tübingen 2010. Funiok, Rüdiger: Medienethik. Verantwortung in der Mediengesellschaft. Stuttgart 22011. Netzwerk Medienethik (gegründet 1997): www.netzwerk-medienethik.de Päpstlicher Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel. Ethik im Internet. Rom 2002.
Von Rüdiger Funiok SJ