Ein langer Karfreitag, ungeküsste Bischofsringe und eine "Frechheit"

Klar, Corona war das Thema des Jahres. Das zeigte sich auch bei zahlreichen Wortmeldungen aus der katholischen Kirche. Doch auch darüber hinaus gab es 2020 Sätze, die in Erinnerung geblieben sind oder gar eine Debatte angestoßen haben. Katholisch.de präsentiert einige dieser Wortmeldungen aus dem kirchlichen Raum im inzwischen schon traditionellen Zitate-Jahresrückblick.
Ein katholischer Pfarrer in Mekka?
"Das ist so abwegig wie eine katholische Pfarrstelle in Mekka."
CSU-Politiker Peter Gauweiler am 7. Januar in einem Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" auf die Frage, ob es in absehbarer Zeit einen CSU-Chef oder eine CSU-Chefin mit muslimischem Glauben geben wird.
Aus einem Stall
"Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall. Das ist, glaube ich, auch gut so."
Bertram Meier am 29. Januar im Augsburger Dom bei der Bekanntgabe seiner Ernennung zum Bischof von Augsburg.
Die Wirkung meiner Worte
"Ich habe erst später langsam angefangen zu begreifen, welche Wirkung meine Worte hatten. Damit habe ich nicht gerechnet."
Mara Klein, Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs, am 7. Februar in einem katholisch.de-Interview zu ihrem vielbeachteten Redebeitrag bei der ersten Synodalversammlung in Frankfurt am Main.
Rücktritt aus freien Stücken
"Zum Rücktritt hat mich niemand gedrängt."
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx am 12. Februar vor Journalisten zu den Umständen seines Rückzugs von der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz.
Prälat Karl Jüsten ist Leiter des Katholisches Büro in Berlin.
Eine Zäsur für den Lebensschutz
"Wenn es professionellen Organisationen künftig in Deutschland erlaubt ist, Menschen geschäftsmäßig beim Suizid zu begleiten, ist das eine Zäsur, die das hohe gesetzliche Schutzniveau für das menschliche Leben ins Wanken bringt."
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, am 26. Februar in einem katholisch.de-Interview zum Sterbehilfe-Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Weglaufen als Option?
"Man möchte eigentlich weglaufen."
Der Limburger Bischof Georg Bätzing am 3. März in einem katholisch.-de-Interview zu seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
Stacheldraht und Tränengas
"Europa muss zeigen, dass es flüchtlingspolitisch mehr zu bieten hat als Stacheldraht und Tränengas."
Der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, am 4. März über den Umgang mit Flüchtlingen an der türkisch-griechischen Grenze.
Die Kirche und ihre Mission
"Eine Kirche, die nicht missioniert, dankt irgendwann ab."
Der Aachener Bischof Helmut Dieser am 31. März in einem Video-Interview von katholisch.de.
Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Corona und die Osterfeiertage
"Wir wissen, dass dieses Fest für viele Menschen damit verbunden ist, dass man Ausflüge macht, Familienbesuche macht, zum Gottesdienst geht. All das wird in diesem Jahr nicht stattfinden können, weil leider eine Pandemie sich nicht an diesen Feiertagen orientiert."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 1. April bei einer Pressekonferenz zu den Corona-bedingten Einschränkungen an den Osterfeiertagen.
Die wahren Helden der Corona-Pandemie
"Liebe Freunde, schaut auf die wahren Helden, die in diesen Tagen zum Vorschein kommen. Es sind nicht diejenigen, die Ruhm, Geld und Erfolg haben, sondern diejenigen, die in Selbsthingabe anderen dienen. Fühlt euch berufen, euer Leben einzusetzen."
Papst Franziskus am 5. April in seiner Predigt zum Palmsonntag, die in diesem Jahr im Zeichen der Corona-Pandemie stand.
Konservativ? Frechheit!
"Ich erachte es als eine Frechheit, wenn mich jemand als konservativ bezeichnet. Diese politischen Kategorien passen einfach nicht auf die Kirche. Was ich bin und wie ich denke, das kann ich ohne Nachhilfe noch selbst definieren. Erstens bin ich kein Vertreter irgendeines weltanschaulich gefärbten Katholizismus und zweitens kein Antipode zum Papst. Er hat selbst zu mir gesagt, ich solle mich um dieses sinnfreie Gerede nicht kümmern, das aus der Verwechselung von Politik und Theologie kommt."
Kardinal Gerhard Ludwig Müller am 14. Mai in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit".
Das schönste Amt neben dem des Papstes?
"Ich bezweifle, dass Franz Müntefering das angesichts der Lage seiner Partei heute wiederholen würde. Und ich selbst würde solche Vergleiche schon aus Respekt vor der katholischen Kirche nicht machen. Ich bin da ganz säkular unterwegs."
Der CDU-Politiker Friedrich Merz am 5. Juni in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf die Frage: "Franz Müntefering hat den SPD-Vorsitz einmal als das schönste Amt neben dem des Papstes bezeichnet. Gilt das auch für den CDU-Vorsitz?"
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer.
Das "C" in CDU
"Das C in unserem Parteinamen kategorisiert nicht, beurteilt nicht, bewertet nicht. Das C reduziert Menschen nicht; es schätzt sie wert. Im Grunde genommen ist das die Essenz des christdemokratischen Wertefundaments."
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer am 22. Juni in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"“.
Religiös unterbelichtet
"Der Europäische Gerichtshof hat viel Erfahrung mit ökonomischen Fragen, Warenverkehrsfreiheit und Beihilferecht. Da gibt es auch eine große Rechtsprechungstradition. In kulturell und historisch imprägnierten Bereichen aber fehlt diese Erfahrung. Das merkt man der Rechtsprechung auch an. Sie ist religionskulturell unterbelichtet"
Der Staatskirchenrechtler Hans Michael Heinig am 24. Juni in einem katholisch.de-Interview zur Rechtsprechung desEuropäischn Gerichtshofs.
Wochenlang Karfreitag
"Das war ja so, als wäre es wochenlang Karfreitag. Es war gruselig."
Der Kabarettist Willy Astor am 4. Juli in der "Augsburger Allgemeinen" auf die Frage, wie er den Lockdown während der Corona-Krise empfunden habe.
Die Falschen auf dem Podest
"Ich bin kein Feind von Schönstatt und war es nie. Ich mag nur nicht, wenn man die Falschen auf ein Podest hebt und Personenkult um sie betreibt."
Die Historikerin Alexandra von Teuffenbach am 8. Juli in einem katholisch.de-Interview zu ihren Forschungsergebnissen bezüglich der Missbrauchsvorwürfe gegen den Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich.
Georg Löwisch ist seit 15. Juli 2020 Chefredakteur der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".
Bischofsringe küssen?
"Es wäre, glaube ich, niemandem geholfen, wenn wir den Exzellenzen nur ehrfürchtig ihre Bischofsringe küssen würden."
Der Chefredakteur der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt", Georg Löwisch, am 23. Juli in einem katholisch.de-Interview zur publizistischen Aufgabe seines Blattes.
Frauen und Kardinäle
"Die Frauen waren spitze, die Kardinäle waren eher ruhig. Das hat mir Spaß gemacht."
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx am 1. Oktober zur Sitzung des neu zusammengesetzten vatikanischen Wirtschaftsrates zwei Wochen zuvor, in dem erstmals sechs weibliche Finanzexpertinnen sitzen.
Medizin für eine kranke Welt
"Der Traum der Geschwisterlichkeit und der Sozialen Freundschaft, den Franziskus vorlegt, ist urbiblisch, urchristlich und die Medizin für eine kranke Welt."
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn am 4. Oktober zur Sozialenzyklika "Fratelli tutti" von Papst Franziskus.
Die Kirche als Institution
"Wenn Kirche nur als Institution wahrgenommen wird, die sagt, dieses und jenes darf man nicht tun – welchen Grund haben die Leute dann noch, zu ihr zu gehören?"
Der Schweizer Benediktinerpater Martin Werlen am 12. Oktober in einem katholisch.de-Interview über sein Buch "Raus aus dem Schneckenhaus!", in dem er sich für Reformen in der katholischen Kirche ausspricht.
Pater Martin Werlen OSB, früherer Abt des Schweizer Klosters Einsiedeln, ist Propst des Klosters St. Gerold in Thüringen (Vorarlberg).
Offensichtlich nicht das letzte Wort
"Die ausnahmslose Verurteilung einer homosexuellen Beziehung als sündhaft ist offensichtlich nicht das letzte Wort der Kirche in dieser Frage."
Der Moraltheologe Martin M. Lintner am 24. Oktober in einem katholisch.de-Interview zur Haltung der katholischen Kirche zu homosexuellen Partnerschaften.
Corona und Weihnachten
"Die Pandemie kann uns Weihnachten nicht wegnehmen – dieses Gefühl von Zusammenhalt. Das können höchstens wir selbst. Es liegt also an uns."
Das Nürnberger Christkind Benigna Munsi am 28. Oktober in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Für ein Ende der Gewalt
"Wir brauchen ein Ende der Gewalt. Wir brauchen ein Ende des Hasses. Wir brauchen Religionen, die das verwirklichen, was sie versprechen: Frieden zu stiften. Europa wird eine Heimat für Menschen sein, die friedlich zusammenleben. Diese Heimat lassen wir uns nicht nehmen."
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am 3. November zu dem islamistischen Terroranschlag in Wien.
Klare Ansage
"Nein, natürlich nicht."
Der Berliner Propst Gerald Goesche am 5. November in einem katholisch.de-Interview auf die Frage, ob er wegen der Corona-Pandemie auf die Mundkommunion verzichtet.