Trotz Vatikan-Kritik an Synodalem Rat festhalten

"Maria 2.0" warnt Bischöfe: Synodaler Weg könnte fatal scheitern

Veröffentlicht am 23.02.2023 um 16:36 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ In der kommenden Woche treffen sich die deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden. In einem Offenen Brief hat sich "Maria 2.0" vorher an die Oberhirten gewandt und zu mehr Engagement gemahnt – trotz Gegenwinds aus Rom.

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Die Reforminitiative "Maria 2.0" hat die deutschen Bischöfe im Vorfeld ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden dazu aufgefordert, die Bildung des vom Synodalen Weg beschlossenen Synodalen Rates sowie eines Synodalen Ausschusses trotz Gegenwind aus Rom zu verfolgen. "Andernfalls wäre der Synodale Weg auf fatale Weise gescheitert", schreibt "Maria 2.0" in einem am Donnerstag veröffentlichten Offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz (DBK). "Das würde nach unserer Ansicht zu einem Massenexodus engagierter Katholikinnen und Katholiken führen und die katholische Kirche in die Bedeutungslosigkeit abgleiten lassen." Diese Konsequenz sollten die Bischöfe auch dem Vatikan gegenüber zum Ausdruck bringen. "Nur wenn es gelingt, überkommene, zum größten Teil aus dem 19. Jahrhundert stammende Machtstrukturen und den damit verbundenen Klerikalismus zu überwinden, kann Kirche neu gedacht und verlorengegangene Glaubwürdigkeit wieder erlangt werden."

Im Januar hatte der Vatikan in einem von Papst Franziskus approbierten Schreiben betont, "dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den 'Synodalen Rat' auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten". Der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, hatte daraufhin erklärt, der Synodale Rat werde sich innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen und der vorbereitende Synodale Ausschuss sei durch das römische Schreiben nicht infrage gestellt.

Verschleppung werde weder Betroffenen noch christlichen Werten gerecht

"Maria 2.0" betonte zudem, dass es unabdingbar sei, sexualisierte Gewalt mit Nachdruck aufzuklären und Betroffene ins Zentrum des Denkens und Handelns zu stellen. Vier Jahre nach Veröffentlichung der MHG-Studie gebe es noch immer Bistümer, die keine eigenen detaillierten Studien in Auftrag gegeben hätten. Auch an anderen Stellen werde die Aufarbeitung verschleppt, kritisiert die Initiative. "Es erweckt den Eindruck, als sei die Verzögerung beabsichtigt, um die Zeit für sich arbeiten zu lassen. Das wird weder den Betroffenen noch christlichen Werten gerecht."

Jedes der bisher veröffentlichten Gutachten mache wesentlich auch systemische Ursachen für die zahlreichen Missbrauchsfälle verantwortlich. "Daraus folgt zwingend, dass strukturelle Veränderungen in der katholischen Kirche massiv vorangetrieben werden müssen", so "Maria 2.0". "Sonst verliert die Verkündigung des Evangeliums ihre Glaubwürdigkeit." Da auch der Missbrauch von erwachsenen Frauen und Männern einen großen und oft nicht wahrgenommenen Raum einnehme, sei es erforderlich, den bei der kommenden Synodalversammlung diskutierten Handlungstext "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" zu finalisieren.

Von Montag bis Donnerstag kommender Woche treffen sich die deutschen Bischöfe zu ihrer turnusgemäßen Frühjahrsvollversammlung in Dresden. Ursprünglich sollte die Vollversammlung bereits 2021 in Dresden stattfinden, wurde dann jedoch aufgrund der Corona-Pandemie als Online-Versammlung abgehalten. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen nach Angaben der DBK nun die Situation in der Ukraine sowie die soziale, politische und kirchliche Lage in Madagaskar. Zudem soll der Ad-limina-Besuch im November in Rom ausgewertet und die zentralen Themen der bevorstehenden Weltbischofssynode in Rom sowie aktuelle Fragen vor der fünften und damit letzten Synodalversammlung im März in Frankfurt besprochen werden. Die Bischöfe wollen außerdem über die Ordnung zur Neustrukturierung des Themenfeldes sexueller Missbrauch und Gewalterfahrungen sowie den Umgang mit geistlichem Missbrauch sprechen. (cbr)