Das Gebet, das Jesus seine Jünger lehrte

Das Vaterunser – Gebete erklärt

Veröffentlicht am 06.07.2025 um 12:00 Uhr – Von Christoph Paul Hartmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ In jedem Gottesdienst hat das Vaterunser seinen festen Platz. Der Text hat einige Besonderheiten – eine davon: Jesus selbst hat ihn seinen Anhängern mit auf den Weg gegeben. Katholisch.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Vaterunser.

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Das Gebet

"Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."

Zum lateinischen Gebetstext

Woher kommt der Name des Vaterunser?

Der Name kommt von den Anfangsworten des Gebets. In der reformierten Kirche wird es auch "Unser Vater" genannt. Die verschiedenen Namen kommen daher, weil in der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata, das Gebet mit den Worten "Pater noster" beginnt, also "Vater unser". Das bildet die bekanntere Version nach, während sich die reformierte am deutschen Sprachgebrauch orientiert.

Wann betet man das Vaterunser?

Schon seit den ersten Jahrhunderten des Christentums hat das Vaterunser seinen festen Platz im Gottesdienst. Heute wird es in der Messe nach dem Hochgebet gesprochen. Seit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) beten es Priester und Gemeinde zusammen. Das Vaterunser gehört auch zum Stundengebet und zum Rosenkranzgebet. Es ist außerdem ein beliebtes privates Gebet.

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Video: © katholisch.de

Das Vaterunser ist das meistgesprochene Gebet der christlichen Welt.

Wie betet man das Vaterunser? 

Das Vaterunser ist ein eigenständiges Gebet. Es kann still oder laut gesprochen werden. Für das Gebet gibt es keine besonderen Regeln. Es gibt zum Beispiel auch Melodien zum Vaterunser im Gotteslob (GL 589,2).

Woher kommt der Text des Vaterunser? 

Das Vaterunser steht im Matthäus- (Mt 6,9–13) und Lukasevangelium (Lk 11,2–4). Beide Fassungen unterscheiden sich an einigen Stellen in der Formulierung und im Umfang. Bei Matthäus ist das Vaterunser Teil der Bergpredigt. In ihr fasst Jesus die Grundzüge seiner Lehre zusammen. Bei Lukas wird Jesus gebeten: "Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat!" (Lk 11,1) In beiden Fassungen antwortet Jesus mit diesem Gebet. Der Nachsatz "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen." entstand wahrscheinlich später als Ergänzung für das gemeinsame Beten.

Jesus bei der Bergpredigt
Bild: ©adobestock/fabrizio (Symbolbild)

Im Matthäusevangelium lehrt Jesus das Vaterunser während der Bergpredigt.

Was ist der Inhalt des Vaterunser?

Das Gebet fängt mit den Worten "Vater unser" an. Nicht nur Jesus spricht Gott als seinen Vater an, sondern auch die Gläubigen dürfen so zu Gott beten. Außerdem wird die Gemeinschaft betont. Es heißt nicht "mein", sondern "unser" Vater.

Das Vaterunser besteht danach aus einzelnen Bitten. Die ersten drei beziehen sich auf Gott und die Erlösung der Welt. Danach kommen die eher "persönlichen" Bitten. Außerdem wird der eigene Beitrag betont: "wie auch wir vergeben unsern Schuldigern". Das drückt aus, dass die Betenden Jesus wirklich nachfolgen wollen.

Warum ist das Vaterunser so wichtig?

Während viele Gebete einzelne Aspekte des Glaubens betonen, ist das Vaterunser eine Zusammenfassung aller Bitten. Das Gebet wird in zwei Evangelien direkt Jesus zugeschrieben und ist deshalb das wichtigste Gebet des Christentums. Es wird in fast allen christlichen Konfessionen gebetet.

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Audio: © Gabriele Höfling

Wie hat sich das Vaterunser in Kunst und Musik niedergeschlagen?

Das Vaterunser wurde durch die gesamte westliche Musikgeschichte regelmäßig vertont, von Giovanni Pierluigi da Palestrina im 16. Jahrhundert bis zu Marius Müller-Westernhagen im 20. Jahrhundert. Weiterhin gibt es zahlreiche Bildzyklen zum Vaterunser, etwa von Lucas Cranach dem Jüngeren. Auch auf Kirchenfenstern kommen bildliche Vaterunser-Darstellungen vor. Es gibt sogar einige Vaterunser- oder Paternoster-Kirchen. An den Wänden rund um die Paternosterkirche in Jerusalem z.B. steht das Gebet etwa in 140 Sprachen geschrieben.

Der lateinische Gebetstext

"Pater Noster, qui es in caelis, sanctificetur nomen tuum. Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum quotidianum da nobis hodie. Et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem: sed libera nos a malo. Quia tuum est regnum et potestas et Gloria in saecula. Amen."

Von Christoph Paul Hartmann