Der dritte Tag des Katholikentags bei katholisch.de

Friedenskundgebung und Demo für Ukraine beim Katholikentag

Veröffentlicht am 27.05.2022 um 11:27 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker Tag 3+++

Stuttgart ‐ Der Katholikentag in Stuttgart geht weiter. Am Freitag wird es unter anderem eine große Kundgebung für den Frieden und gegen Gewalt geben. Katholisch.de informiert in einem Newsticker über Aktuelles zum Katholikentreffen.

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19.20 Uhr: Bischof Kohlgraf für Neuausrichtung der christlichen Friedensethik

Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, Bischof Peter Kohlgraf, hält eine Neuausrichtung der christlichen Friedensethik für notwendig. Situationen wie der aktuelle Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine seien in den meisten bisherigen friedensethischen Theorien, Büchern und Debatten nicht wirklich vorgesehen, sagte der Mainzer Bischof am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart.

Ein neues Nachdenken angesichts der aktuellen Entwicklungen sei aber nicht nur in Kirche, Theologie "und auch bei Pax Christi" nötig, ergänzte der Bischof im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In den "zum Teil sehr überhitzten Debatten" in der Politik wünsche er sich ebenfalls eine neue Nachdenklichkeit und keine übereilten Schlüsse: "Es kann nicht angehen, dass plötzlich Menschen, die für eine pazifistische Linie stehen, als fünfte Kolonne Moskaus dastehen. Eine solche Wortwahl ist verheerend."

Kohlgraf: Russische Künstler nicht ausschließen

Die 100 Milliarden Euro zusätzlich für Rüstung seien zum Beispiel ohne vorherige Debatten auf den Tisch gekommen, kritisierte Kohlgraf weiter. Hier müssten auch kritische Stimmen mehr Gehör finden, was ihm derzeit zu kurz komme. "Natürlich hat die Ukraine nicht ewig Zeit, dass wir hier lange Debatten führen, das ist mir auch klar. Und wir müssen auch schnell helfen."

Auf lange Sicht aber brauche es einen möglichst großen gesellschaftlichen Konsens über Fragen von Krieg und Frieden, fügte der Bischof hinzu: "Auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht wäre unverantwortlich ohne eine breite gesellschaftliche Debatte. Da würde ich mich deutlich einmischen – und ich hoffe, auch viele andere Bischöfe." Momentan sei er eher dagegen, so Kohlgraf auf Nachfrage: "Aber das ist ein Thema, bei dem Christen – aus guten Gründen – unterschiedlicher Meinung sein können."

Der Pax-Christi-Präsident warnte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg außerdem davor, von "den Russen" zu reden. Man dürfe "nicht alle über einen Kamm scheren und russische Musiker, Künstler und andere boykottieren und ausschließen". Ansonsten sehe er die Gefahr, "dass wir ausgerechnet diejenigen vor den Kopf stoßen, die vielleicht die Chance hätten, zum Frieden beizutragen, oder die in einer späteren Phase eines Neubeginns eine wichtige Stimme sein könnten". (KNA)

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16.30 Uhr: Ökumenischer Förderpreis an drei Initiativen verliehen

Drei Initiativen sind am Freitag auf dem Deutschen Katholikentag mit dem 7. Ökumenischen Förderpreis ausgezeichnet worden. Geehrt wurden in Stuttgart der "Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit", das "Bündnis erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung" und die Katholische Fachstelle für Jugendarbeit Westerwald/Rhein-Lahn (KFJ).

Der Preis ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre von Brot für die Welt und dem Katholischen Fonds gemeinsam vergeben. Ausgezeichnet werden Initiativen, die in vorbildlicher Weise entwicklungspolitische Themen bearbeiten und zu einem zivilgesellschaftlichen Engagement einladen. Zur Jury des Ökumenischen Förderpreises gehörten der Klimaaktivist und Misereor-Partner Gabriel Klaasen, der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier und Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt.

Der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit erhält die Auszeichnung für den Klimapilgerweg, der zugleich Wallfahrt und Demonstration sei. Er macht Station an Orten, die eine Gefährdung der Umwelt deutlich zeigen und an Orten, die Lösungen für nachhaltige Entwicklungen aufzeigen.

Interkulturalität und weltweite Kooperation

Die Katholische Fachstelle für Jugendarbeit Westerwald/Rhein-Lahn (KFJ) erhält den Preis für ihre langjährigen Jugendbegegnungen mit Teilnehmern aus dem Jugendzentrum Johannes Paul II. in Sarajevo und Pfadfindern aus der Region Westerwald/Rhein-Lahn. Dabei würden interkulturelle Sensibilität und Toleranz eingeübt und Ökumene erlebbar gemacht, sagte Meier, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Das Bündnis erlassjahr.de wurde für seinen neuen Bildungsansatz ausgezeichnet. Mit der Kampagne "Klimagerechtigkeit braucht Entschuldung" wurden Online-Veranstaltungen mit Teilnehmern aus nahezu allen Kontinenten durchgeführt. Pruin sagte dazu, die schnelle Umstellung von erlassjahr.de auf ein digitales Arbeiten habe den Aktionsradius der Kampagne bedeutend vergrößert und die Netzwerkarbeit intensiviert. "Seitdem können internationale Partner besser in aktuelle Entschuldungsdebatten einbezogen werden."

Erlassjahr.de hat nach eigenen Angaben bundesweit über 600 Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen. (KNA)

15.55 Uhr: Bundestagspräsidentin: Hetze gegen Politiker nicht hinnehmen

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sieht die Demokratie durch Anfeindungen gegen Politikerinnen und Politiker gefährdet. "Es macht mir große Sorgen, dass sich Kommunalpolitiker zurückziehen, weil sie zur Zielscheibe von Hass und Hetze werden", sagte Bas am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart. "Das dürfen wir nicht weiter zulassen. Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern kann jederzeit in Richtung Diktatur kippen."

Niemals dürften Politik und Gesellschaft jenen den Platz überlassen, die "nur pöbeln", sagte Bas. Sie forderte neue Anstrengungen bei Demokratieförderung und -bildung, etwa in den Schulen. "Da können wir viel erreichen. Es macht einen Unterschied, ob die Schulleitung Regeln dekretiert oder die Schüler in Entscheidungsprozesse eingebunden werden."

Bas kündigte die Einberufung von Bürgerräten an. Dabei sollen Bürger zufällig ausgewählt und zu Debattenrunden eingeladen werden. "Bevor der Bundestag zum Beispiel über ein soziales Pflichtjahr entscheidet, könnte ein Bürgerrat mit jungen Menschen das Thema beraten." Bürger müssten wieder stärker erleben können, dass sie ihre Umgebung politisch mitgestalten könnten, forderte die SPD-Politikerin.

Wichtig sei ihr auch, mehr Frauen in Entscheidungspositionen und politische Ämter zu bringen, sagte Bas. Derzeit seien knapp 35 Prozent der Bundestagsabgeordneten Frauen. "Das ist viel zu wenig, wir sind längst nicht am Ziel." Als eine Ursache, warum der weibliche Anteil nicht höher ist, sieht die SPD-Politikerin, dass sich Frauen häufig stärker hinterfragten als Männer. In politischen Krisen entschieden sie sich schneller zum Rücktritt und nähmen mehr Rücksicht auf ihre Familie. Außerdem unterstützten Frauen andere Frauen nicht in dem Maß, wie Männer andere Männer unterstützten. (cbr/KNA/epd)

15.00 Uhr: Caritas: Gesetzgeber muss vor Druck zum Suizid schützen

Der deutsche Caritasverband hat vom Gesetzgeber einen wirksamen Schutz vor äußerem Druck zum Suizid gefordert. Niemand dürfe unter Druck gesetzt werden, sein Weiterleben begründen zu müssen, sagte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart.

Das Parlament sucht derzeit nach einer Neuregelung der Suizidbeihilfe. Der Gesetzgeber sollte Einrichtungen ausdrücklich ermöglichen, Sterbehilfevereinen den Zutritt zu verweigern, betonte die Caritas-Präsidentin. Weder eine Einzelperson noch eine Einrichtung dürften zur Beihilfe verpflichtet werden.

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie warb sie für eine neue Lesart des Urteils, mit dem das Bundesverfassungsgericht 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Suizid aufgehoben hatte. Statt einer "Fixierung auf die Autonomie des Einzelnen" müsse dabei stärker auf den Schutz von Alten, Kranken und Gefährdeten abgehoben werden. Die Karlsruher Richter hätten ausdrücklich gefordert, dass alles getan werden müsse, damit Menschen ihr Weiterleben nicht begründen müssten.

Welskop-Deffaa: Caritasverband "sehr nervös"

Nach den Worten seiner Präsidentin wird der Caritasverband "sehr nervös", wenn er das Gefühl habe, dass sich gesetzliche Rahmenbedingungen eher an den Starken und Gesunden als an den Schwachen und Schutzbedürftigen orientierten. Dies zeige sich nicht zuletzt an der gescheiterten Gesetzgebung zur Impfpflicht, der Debatte um die Ex-post-Triage aber auch an der Auseinandersetzung über die Suizidbeihilfe.

Die Corona-Pandemie habe in besonderer Weise die Verletzlichkeit des Menschen vor Augen geführt. Noch heute litten Angehörige darunter, dass sie aufgrund des Lockdowns ihre Großeltern oder Eltern nicht in den letzten Lebensstunden hätten begleiten können. Die Pandemie sei "ein Treiber" für die Lehre, "dass wir auf Verletzlichkeit reagieren müssen".

So versuche der Caritasverband auch die Einsamkeit der Menschen zu lindern. Einsamkeit habe aber auch "etwas mit unserer Glaubenswirklichkeit zu tun", so Welskop-Deffaa. "Wenn ich nicht mehr an ein göttliches Du glaube, dann sind alle meine Erwartungen auf eine menschliche Beziehung gerichtet." Einsamkeit sei deshalb oft der Graben zwischen überzogenen Erwartungen und der Lebenswirklichkeit. Deshalb sollten etwa übertriebene Erwartungen "entzaubert" werden, wie sie die Sozialen Medien schürten. (KNA)

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14.55 Uhr: Gericht lässt Demo-Fahrzeug am Rande des Katholikentags zu

Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Baden-Württemberg hat der Beschwerde des Veranstalters einer Demonstration am Rande des Katholikentags teilweise stattgegeben. Der VGH bestätigte am Freitag die Vorgabe der Stadt und die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart, wonach die Kunstaktion "Religionsfreie Zone auf dem Katholikentag 2022" nicht dort stattfinden kann, wo der Veranstalter sie machen wollte.

Für begründet hielt der VGH dagegen die Beschwerde gegen das Verbot, ein Fahrzeug aufzustellen. Konkret geht es um einen Wagen mit einem 13 Meter langen Kunstobjekt mit den Schriftzügen "Herrgott! Wie kann es sein, dass du ein ganzes Universum erschaffst, aber dein Personal so überhaupt nicht im Griff hast?!" und "Kirchenstaat? Nein danke. 100 Jahre Verfassungsbruch sind genug." Für den VGH ist es das Selbstbestimmungsrecht eines Veranstalters, über die Mittel zu entscheiden, mit denen er "sein kommunikatives Anliegen zum Ausdruck bringen möchte". Die jetzige Entscheidung ist unanfechtbar. (KNA)

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14.10 Uhr: Friedenskundgebung und Demo für Ukraine beim Katholikentag

Rund 1.000 Menschen haben am Freitagmittag mit einer Friedenskundgebung beim Katholikentag in Stuttgart Solidarität mit der Ukraine gezeigt. Bei der Aktion im Schlossgarten mit Schweigeminute, Musik, Gebeten und Berichten aus dem Kriegsgebiet trugen viele Menschen Schals und Fähnchen in den ukrainischen Nationalfarben.

Zur gleichen Zeit zog eine weitere Gruppe von rund 200 Personen in den Schlossgarten, die mehr und schnellere militärische Unterstützung Deutschlands für die Ukraine forderten. Etliche von ihnen trugen weiße T-Shirts mit roten Handabdrücken als Symbol für Blut und Gewalt.

Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie "Russia is killing our kids" (Russland tötet unsere Kinder); "Kein Geschäft mit Russland", "Arm Ukraine now" (Bewaffnet die Ukraine), "Meine Stadt wird zerstört" oder "Deutsche Bürokratie bringt ukrainische Kinder um". Sie waren bereits Stunden zuvor vor der Liederhalle zusammengekommen, wo Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer Podiumsdiskussion auftrat.

Stetter-Karp: Möchten Hoffnung auf Frieden teilen und gemeinsam beten

Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, drückte den Menschen in der Ukraine mit brüchiger Stimme ihr Mitgefühl aus. Sie erinnerte mit Tränen in den Augen an die Opfer des Krieges und versicherte: "Wir möchten mit ihnen heute diese große Hoffnung auf Frieden teilen und gemeinsam beten." Es folgte eine Schweigeminute. Veranstaltet wurde die Friedenskundgebung unter dem Motto #staywithukraine vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und dem Bistum Rottenburg-Stuttgart.

Die Ukrainierin Inna Wjzelewa, die mit ihrer Tochter Sofia vor dem Krieg aus der ukrainischen Stadt Butscha nach Stuttgart gehlohen war, berichtete von ihrer Flucht zu Fuß und per Zug. Sie beschrieb schreckliche Erlebnisse, Bilder und Ängste und sagte, sie wolle, dass die Welt sehe, was in der Ukraine passiere.

Zum Abschluss leiteten der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst und Bischof Bohdan Dzyurakh, Oberhaupt der ukrainisch-byzantinischen Katholiken in Deutschland, gemeinsam ein Friedensgebet. Sie baten um Beistand und Kraft für die notleidende Bevölkerung in der Ukraine, für Flüchtlinge, Helfer und jene, die auf sich allein gestellt seien.

Der Krieg in der Ukraine und die Folgen sind ein zentrales Thema beim Katholikentag. Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Sicherheit Europas standen auch am Freitagmorgen im Mittelpunkt: Bundeskanzler Scholz beteiligte sich an einer Debatte über "Gesellschaft und Politik in unsicheren Zeiten". Von dort zogen die 200 Demonstranten nach der Veranstaltung weiter in Richtung Schlossgarten. (cbr/KNA)

27.05., 14.50 Uhr: Ergänzt um weitere Details.

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13.45 Uhr: Ex-EKD-Chef fordert mehr Engagement für Geflüchtete

Mehr Engagement für Menschen in Seenot fordert der ehemalige Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Beim Katholikentag in Stuttgart nannte er es am Freitag einen Skandal, dass Europa sich nicht an der Rettung Geflüchteter beteilige. Ansonsten trage Europa "die christlichen Werte immer vor sich her". Die EKD hatte maßgeblich wie einige katholische Bistümer die Gründung der Seenot-Organisation "United4Rescue" unterstützt.

Die ehemalige Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, forderte Papst Franziskus auf, mehr für die Seenotrettung zu tun. Er solle den Worten der Solidarität Taten folgen lassen. Die evangelische Kirche habe ein starkes Zeichen gesetzt, der Vatikan könne das auch. (KNA)

13.25 Uhr: Kardinal Turkson: Schwung für Veränderung beim Klima fehlt

Der römische Kurienkardinal Peter Turkson beklagt, der Schwung der Pariser Weltklimakonferenz 2015 und der Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus sei verloren gegangen. Die bislang auf den Weg gebrachten Maßnahmen seien zu wenig und zu langsam, sagte Turkson am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart. Es gelte, die "Schmerzensschreie der Erde" zu hören.

Der Kardinal betonte, besonders betroffen vom Klimawandel sei die Amazonas-Region. Für Turkson ist klar, dass es einen Zusammenhang zum Konsumverhalten auf der nördlichen Erdhalbkugel gibt: "Der weltweite Appetit auf Fleisch zerstört den Regenwald Südamerikas." Die Menschen im Norden müssten sich bewusst machen, dass der Klimawandel "so gut wie nichts" mit dem armen Teil der Menschheit zu tun habe. Die Menschen im Norden sollten deshalb nicht auf die Politik schauen und auf Beschlüsse warten, so Turkson.

Neubauer: Hoffnungsvollste an katholischer Kirche sind Menschen, die Veränderungen fordern

Für den Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, ist die Atmosphäre ein Gemeinschaftsgut der Menschheit. Es gebe kein "Recht auf Zeitverzögerung". Eine Priorität stelle der Kohleausstieg dar. Wegen des gegenläufigen Verhaltens einiger europäischer Länder bedauerte Edenhofer, dass EU-Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans seine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt hatte. Der niederländische Politiker hätte in Stuttgart "die Reste des Heiligen Geistes" wahrnehmen können.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Fridays-for-Future-Vertreterin Luisa Neubauer, das für fossile Brennstoffe bezahlte Geld ermächtige Autokraten, Kriege zu führen. Neubauer ging auch auf die Situation der katholischen Kirche ein. Unter dem lange anhaltenden Applaus der Teilnehmer in der voll besetzten Halle sagte die Protestantin, das Hoffnungsvollste an der katholischen Kirche seien die Menschen, die Veränderungen einforderten. Als Beispiele nannte sie Betroffene sexuellen Missbrauchs, Frauen, die ihre Rechte einforderten, und diejenigen, die sich nicht von der Institution abwendeten. Sie alle hielten die Kirche am Leben. (KNA)

13.10 Uhr: Ackermann: Aufarbeitung wird Kirche noch lange beschäftigen

Der Trierer Bischof und scheidende Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, rechnet damit, dass das Thema Missbrauch und Aufarbeitung die Kirche noch lange beschäftigen wird. Er gehe davon aus, "und das gehört auch dazu, dass wir mit dem Thema weiter befasst bleiben", sagte Ackermann am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart. Es sei falsch, voreilig damit abschließen zu wollen.

Je weiter die Aufarbeitung voranschreite, desto mehr Facetten von Missbrauch würden aufgedeckt. Dass Betroffene Kirche wieder als positiven Ort erleben könnten, davon sei die Kirche "noch Lichtjahre entfernt", sagte er.

Castellucci: Als Christ halte ich es nicht aus im Prozess der Selbstzerstörung der Kirche

Der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, forderte von der katholischen Kirche Verbindlichkeit bei der Aufarbeitung von Missbrauch. Empfehlungen wolle er nicht mehr, sondern Verbindlichkeit und "klare Vorgaben". Mit Blick auf "immer neue Gutachten" sagte Castellucci: "Als Christ halte ich es nicht aus im Prozess der Selbstzerstörung der Kirche."

Der SPD-Politiker verwies auf aktuelle Katastrophen und gesellschaftliche Krisenphänomene wie den Krieg in der Ukraine, aber auch zunehmende Einsamkeit, Orientierungslosigkeit oder Suizide. Er betonte: "Wir brauchen die Kirche. Wir brauchen sie. Und wir können nicht länger zugucken, dass sie dermaßen gefangen ist in den eigenen Dingen." Er wünsche sich ein Datum für einen Abschluss in der kirchlichen Missbrauchsaufarbeitung. Das bedeute nicht, dass dann ein Zustand erreicht sei, der alle zufriedenstelle. "Das wird es bei dem Thema nicht geben", sagte er. Wichtig sei, das Betroffene Frieden mit dem Thema schließen und in die Zukunft schauen könnten.

Ackermann hatte Mitte des Monats mitgeteilt, dass er nach zwölf Jahren das Amt des Missbrauchsbeauftragten zur Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda im September abgeben werde. Zugleich kündigte die Bischofskonferenz an, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen neu aufzustellen. (KNA)

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12.40 Uhr: Scholz dankt für Flüchtlingshilfe und ruft zu Zusammenhalt auf

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat beim Katholikentag in Stuttgart den Kirchen für die Aufnahme und Hilfe für ukrainischen Flüchtlinge gedankt. Zudem rief er dazu auf, sich noch stärker für ein gesellschaftliches Klima der Verlässlichkeit und Solidarität einzusetzen. Auf einem Podium sagte er am Freitag vor rund 1.800 Zuhörern: "Dieser Krieg richtet sich nicht allein gegen die Ukraine, sondern gegen Werte und Überzeugungen, die uns als Gesellschaft in Europa prägen und ausmachen: Demokratie, Freiheit und Menschenwürde."

Während des Auftritts von Scholz kam es zu einem Zwischenfall, als Störer versuchten, die Veranstaltung mit Zwischenrufen zu unterbrechen; Ordner und Sicherheitskräfte führten zwei Männer ab.

Der Krieg werfe Fragen auf, politische wie ethische, die diskutiert werden müssten. "Im Kern geht es ja um die Frage: Darf Gewalt mit Gewalt bekämpft werden?", so der Bundeskanzler. Zugleich betonte er: "Man muss den unterschiedlichen Ansichten dazu mit Respekt begegnen." Seine Position und die der Bundesregierung sei in dieser Frage klar, man sei der Ukraine "beigesprungen".

"Rohe Gewalt" dürfe sich nicht durchsetzen, Gerechtigkeit sei die Voraussetzung für Frieden, so Scholz, der unter dem Applaus der Zuhörer hinzufügte: "Putin darf mit seinem zynischen, menschenverachtenden Krieg nicht durchkommen." In diesem Zusammenhang verteidigte Scholz auch die geplante Aufrüstung. Auf die Frage, ob für den Frieden so viele Waffen notwendig seien, antworte er: "Ja!"

Scholz hob hervor: "Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird umso wichtiger, je mehr die Herausforderungen wachsen und damit die Unsicherheiten." Zugleich sei es wichtig, "mit den wichtigen Demokratien im globalen Süden auf Augenhöhe" nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, "und da nicht mit Hochnäsigkeit heranzugehen".

Stetter-Karp: Lackmustest für unsere Haltung müssen die Armen sein

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, dazu brauche aber auch der entwicklungspolitische Haushalt "mehr Nahrung". Scholz sicherte dies zu. Als weitere Kernfrage nannte Stetter-Karp: "Gelingt es uns, dass keiner und keine sozial abgehängt wird?" Sie hob hervor: "Der Lackmustest für unsere Haltung müssen die Armen in unserer Gesellschaft sein."

Scholz entgegnete: "Wir müssen für ein Klima sorgen, dass man sich auf den Rest des Landes verlassen kann und weiß, in Nöten wird mir geholfen." Das sei eine Aufgabe der gesamtem Gesellschaft. "Wenn zu viele keine Hoffnung mehr haben, dann geht es schief." Es müsse vermittelt werden, dass alle "guten Anlass zu Hoffnung" haben. "Der Staat hat nichts zu erwarten, aber er kann gründen auf dem Engagement der Zivilgesellschaft und der Kirchen. Das ist schon ganz viel."

Die Botschaft der Bundesregierung müsse sein, "dass man uns glauben kann", betonte der Bundeskanzler. "Dass wir füreinander da sind, ist eine ethische Frage, die ich für mich immer mit Ja beantworten würde." Scholz trat vor einigen Jahren aus der evangelischen Kirche aus. Es war der erste Auftritt von Scholz in seinem Amt als Bundeskanzler bei einem Katholikentag. (KNA)

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12.25 Uhr: Malteser-Zwischenbilanz zum Katholikentag: "Ruhige Lage"

Die Einsatzkräfte der Malteser haben eine positive Zwischenbilanz zum Katholikentag in Stuttgart gezogen. Insgesamt sei die Lage ruhig, hieß es in einer Mitteilung am Freitag. Das Glaubensfest unter dem Leitwort "leben teilen" begann am Mittwoch und dauert bis Sonntag.

Der Sanitätsdienst habe 65 Personen geholfen, die meist mit kleineren Blessuren nach Stürzen oder Insektenstichen die Erstversorgung der Malteser in Anspruch genommen hätten. Herz-Kreislauf-Probleme seien wegen des milden Wetters kaum vorgekommen.

"Die Menschen können sich gut draußen bewegen und Veranstaltungen im Inneren finden in gut belüfteten Räumen statt", sagte Malteser-Einsatzleiter Markus Bensmann. Die entspannte Atmosphäre tue ihr Übriges. Die Besucher hätten bislang gut aufeinander aufgepasst. Die Malteser sind eigenen Angaben zufolge mit 450 Einsatzkräften aus allen Teilen Deutschlands beim Katholikentag aktiv. (KNA)

11.35 Uhr: Petra Pau: Auch Bibel kennt bedingungsloses Grundeinkommen

Auch die Bibel kennt laut Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. Auf dem Katholikentag in Stuttgart verwies sie am Freitag auf das biblische Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg des Herrn, die alle denselben Tageslohn erhalten, egal wie spät sie mit der Arbeit angefangen haben. "Primär zählt nicht, wer wie lange für andere malocht, sondern dass alle vor Gott gleich sind oder nach dem Grundgesetz Mensch sein können. Die Letzten wie die Ersten", sagte die Linke-Politikerin in einer Bibelauslegung.

Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens sei auch unter Linken umstritten, räumte Pau ein. Sie aber befürworte die Idee. "Jede und jeder bekäme einen Basisbetrag zum Leben in Würde, unabhängig vom Alter oder von Bildung, unabhängig auch davon, ob er oder sie einer Erwerbsarbeit nachgehen kann oder will."

Pau gehört seit 1998 dem Bundestag und ist seit Januar auch religionspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag. Sie ist evangelisch getauft, bezeichnet sich aber inzwischen als konfessionslos. (KNA)

11.20 Uhr: Bätzing: Ich würde heute den Betroffenenbeirat einbeziehen

Der Limburger Bischof Georg Bätzing würde heute den Betroffenenbeirat um Rat fragen, wenn er wieder über eine Personalangelegenheit nach Vorwürfen des Missbrauchs oder der sexuellen Belästigung entscheiden müsste. Das sagte er am Donnerstagabend beim Katholikentag in Stuttgart zur umstrittenen Beförderung eines Priesters nach Belästigungsvorwürfen. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und katholisch.de betonte Bätzing: "Den Beirat hatte ich damals nicht. Heute würde ich ihm die gesamte Angelegenheit vorlegen und um Rat fragen."

Er wisse inzwischen mehr über die Komplexität solcher Situationen, fügte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hinzu: "Es geht nicht um Strafwürdigkeit oder nicht. Es geht um Verletztheit und um einen Konflikt, der einfach unglaublich tief geht." Er habe allerdings die Entscheidung so getroffen, "und damit muss ich leben", ergänzte Bätzing.

Stetter-Karp: "Bin froh, dass Bischof Bätzing sich erklärt hat"

Zuvor hatte Bätzing seine Entscheidung, den Priester trotz Belästigungsvorwürfen zu befördern, verteidigt. Frauen körperlich oder verbal zu belästigen, sei "ein absolutes No-Go", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Dennoch habe er sich angesichts der Reue des Beschuldigten sowie bereits erfolgter Strafen und einer Entschuldigung gefragt, ob es nicht die Möglichkeit einer Rehabilitation geben müsse. Dies sei "kein Fauxpas" gewesen. 

Unterstützung erhielt er von der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. "Ich bin froh, dass Bischof Bätzing sich erklärt hat", sagte sie am Donnerstag laut "hessenschau.de". "Ich respektiere, dass er dem Seelsorger die Chance auf Neubeginn gab", sagte Stetter-Karp demnach. Bätzing habe den Priester offiziell getadelt und dieser habe Reue gezeigt und um Entschuldigung gebeten. (cbr/KNA)

10.30 Uhr: Malu Dreyer beklagt Kirchenkrise und hofft auf Reformen

Ohne die Kirchen und ihr Engagement wäre die Gesellschaft nach Ansicht der SPD-Politikerin Malu Dreyer ärmer. Die Kraft des Glaubens habe viele Menschen durch die Corona-Pandemie getragen, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin am Donnerstagabend in Stuttgart. Es sei wichtig, dass sich Christen für die Schwächsten starkmachten. Und auch beim Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen könnten die Kirchen eine wichtige Rolle spielen: "Wir brauchen die ganze Kraft der Gesellschaft, um die Schöpfung zu bewahren."

Zugleich räumte Dreyer ein, dass der Missbrauchsskandal schwer auf der katholischen Kirche laste. Die Kirche sei nur zu retten, wenn sie sich radikal erneuere. "Alles darunter wird nicht reichen." Ausdrücklich stellte sich Dreyer hinter den von den Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßenen Synodalen Weg und dessen Reformanliegen wie der Gleichberechtigung von Frauen. Zur Begründung ihres eigenen kirchlichen Engagement sagte Dreyer, die selbst Mitglied im ZdK ist: "Ich möchte einfach, dass das Salz des Evangeliums nicht komplett schal wird." – Die Politikerin äußerte sich beim Empfang ihrer Partei am Rande des Katholikentags in Stuttgart. (KNA)

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9.35 Uhr: Ökonom Feld: Kirchensteuersystem kommt ab 2025 unter Druck

Nach Ansicht des Freiburger Ökonomieprofessors Lars Feld wird das deutsche Kirchensteuersystem in wenigen Jahren unter großen Druck geraten. Weil ab 2025 die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen, sei absehbar, dass dann die Kirchensteuereinnahmen stark zurückgehen würden, sagte Feld beim Katholikentag in Stuttgart. Nun müssten rasch die "Effizienzreserven" beim kirchlichen Vermögen und beim Personal mobilisiert werden. Allerdings nehme er wahr, dass die Bereitschaft zu Veränderungen in dieser Hinsicht noch gering sei, weil die Einnahmen seit 2009 regelmäßig gestiegen seien. Man habe lange in "goldenen Jahren" gelebt.

Feld verteidigte gleichwohl das bestehende Kirchensteuersystem. Es sei relativ effizient und wegen der eingebauten Progression für Besserverdienende auch gerecht. "Um dieses System ändern zu wollen, bräuchte man sehr gute Argumente, die sehe ich nicht!", betonte Feld, der auch als Berater von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) tätig ist. Auch zwinge die Kirchensteuer die Kirchen zu einer gewissen Transparenz, nicht zuletzt gegenüber dem Staat.

Der Berliner Generalvikar Manfred Kollig verteidigte die Kirchensteuer, weil sie der Kirche Planungssicherheit gebe und weil sie solidarisch organisiert sei. Die von Kritikern des deutschen Systems vorgeschlagene Übernahme des italienischen Systems der Kirchenfinanzierung erteilte Kollig eine Absage. "Wenn wir das italienische System übernähmen, hätte die katholische Kirche nicht mehr sechs Milliarden Euro im Jahr zur Verfügung, sondern nur noch eine Milliarde. Das hätte Konsequenzen!" In Italien müssen alle Steuerzahler 0,8 Prozent ihrer Einkommenssteuer einem guten Zweck widmen, die meisten wählen als Empfänger die katholische Kirche.

Kollig: Mehr Transparenz und Mitbestimmung bei Kirchensteuern

Statt für einen Systemwechsel plädierte Kollig für mehr Transparenz und mehr Mitbestimmung bei der Verwendung der Kirchensteuer. Die Gläubigen ermunterte er, auch bei den Bischöfen mehr Druck in diese Richtung zu machen. Die Erwartung, dass ein Rückgang der Kirchensteuern durch massenhafte Austritte zu schnelleren Reformen in der katholischen Kirche führen werde, teile er jedoch nicht.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, wandte sich ebenfalls gegen die Abschaffung des deutschen Kirchensteuersystems. Wenn es wegfiele, käme nicht gleich eine Spendentradition wie etwa in den USA zustande. Sie kritisierte, dass die Kirche im Finanzbereich nicht immer ihre eigenen moralischen Ansprüche erfülle. "Es gibt immer noch Bischöfe, die sich den heutigen Standards von Corporate Governance und Compliance verweigern. Sie treiben damit die Kirche in eine immer tiefere Legitimationskrise", kritisierte Müller.

Die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete sitzt als Laienmitglied im Verwaltungsrat des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD). Dieser Verband trägt und finanziert die bundesweiten Aktivitäten der deutschen Bistümer. (KNA)

09.15 Uhr: Theologe Szymanowski kritisiert Strukturdebatten der Kirche

Der Bochumer Theologe Björn Szymanowski sieht die Debatten um Strukturveränderungen in der katholischen Kirche kritisch. "Die zentrale Frage für mich ist: Für wen machen wir eigentlich Kirchenentwicklung?", sagte der Theologe vom Bochumer Zentrum für Angewandte Pastoralforschung am Donnerstag beim Katholikentag in Stuttgart. "Nur eine Minderheit des Gottesvolkes" interessiere sich jedoch für Fragen nach geeigneten Strukturen.

Szymanowski nannte es eine große Leistung, dass bei kirchlichen Strukturfragen inzwischen mehr Menschen einbezogen würden. Allerdings beteilige sich in der Regel nur die "katholische Elite" daran. Das führe zu dem Spannungsfeld, dass "vielleicht fünf Prozent für viele andere" Kirche gestalteten. Eine Aufgabe von Kirchenentwicklung bestehe auch darin, die Interessen der Menschen einzubeziehen, die sich nicht mehr in einer Pfarrei, einer Gemeinde oder in synodalen Prozessen engagierten, aber Anknüpfungspunkte zu Kirche suchten.

Kohlgraf: Sind zum Teil getrieben, Entscheidungen zu treffen

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, zugleich Leiter der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, betonte, bei allen Strukturdebatten sei Nähe zu den Menschen, zu kirchlich Engagierten ebenso wie solchen aus kirchenferneren Milieus, zentral. Zugleich gab er zu bedenken: "Wir diskutieren uns die Köpfe heiß über Strukturen, sind aber zum Teil auch getrieben, Entscheidungen treffen zu müssen." Manche Entscheidungen stellten sich "nicht, weil ich eine große theologische Erkenntnis hatte, sondern weil wir einfach kein Geld mehr haben".

Wie viele andere Bistümer in Deutschland sucht das Bistum Mainz im Blick auf Priestermangel, zunehmend weniger Kirchenmitglieder und sinkende Finanzmittel nach zukunftsfähigen Strukturen für das kirchliche Leben. Dazu startete in dem südwestdeutschen Bistum Ende April eine Reform. Bis 2030 sollen aus den bestehenden rund 300 Gemeinden 46 neue große Pfarreien hervorgehen. (KNA)