Wie man sozial, regional und fair schenken kann

Weihnachtsfreude fairschenkt

Veröffentlicht am 11.12.2015 um 14:20 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Konsum

Bonn ‐ Die letzten Advents-Verkaufswochen stehen an. Keine Lust auf Konsumwahn und ein schlechtes ökologisches Gewissen beim Geschenkkauf? Katholisch.de zeigt, wie man soziale, regionale oder fair gehandelte Geschenke findet.

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Die letzten Advents-Verkaufswochen stehen vor der Tür. Und, geben wir es doch zu: Wir stehen an Weihnachten vor einem Dilemma, wenn es um die Geschenke geht. Einerseits will man den Kindern nahebringen, dass es um die Geburt Jesu geht, sie andererseits aber nicht enttäuschen. Eigentlich will bei man den "Konsumwahn" nicht mitmachen, andererseits aber seinen Lieben eine Freude machen und Wertschätzung zeigen. Irgendwie meldet sich zwar das ökologische Gewissen, wenn man an die ausrangierten Handys in der Schublade denkt, aber die Wünsche nach aktuellen elektronischen Geräten sind doch da.

Wie schafft man es, fair zu schenken und dabei den anderen eine Freude zu machen? Was soll der erfolgreiche Onkel bekommen, der schon alles hat oder die pubertierende Tochter, die gerade jeglichen Materialismus ablehnt? Die gute Nachricht ist, dass es inzwischen viele Ideen und Alternativen zum 08/15-Geschenk gibt, die regional, sozial oder fair sind. Denn die Zeiten, als es beim Verkauf fair gehandelter Produkte an der Kirchentür nur eine Sorte Schokolade und mittelguten Kaffee gab, sind schon lange vorbei.

Kaffee-Patenschaften und faire Lampenschirme

Heute gibt es in den Weltläden eine große Auswahl an Produkten, die jeden Geschmack bedienen dürfte: Honig, erlesene Tees und Gewürzmischungen, Schokoladen-Spezialitäten, vegane Brotaufstriche, diverse Getreidearten, Weinflaschen und, und, und. Längst gibt es auch Weihnachtsgebäck und Schoko-Nikoläuse mit dem Fairtrade-Siegel. Ein ganzer Geschenkkorb ließe sich leicht füllen. Und zur neuen Kaffeemaschine könnte es aus der breiten Auswahl an Sorten und Röstungen eine Packung geben – oder gleich ein Kaffee-Abo für sechs Monate, wie es die Gepa anbietet. Damit beschenkt man auch die mexikanischen Kleinbauern, die auf den Anbau des Bio-Cafés angewiesen sind, weil ihnen ansonsten die Vertreibung durch die Regierung droht.

Bild: ©KNA

Es gibt immer mehr fair gehandelte Produkte mit den Siegeln "Transfair" oder "Gepa fair+".

Auch bei den Dauerbrenner-Geschenken wie Schmuck, Geldbeutel, Handtaschen, Schals und Socken wird man bei den fairen Produkten fündig: Etwa bei Contigo und Gepa, die auch Online-Shops haben. Zusätzlich zu modischen Seiden- oder Wollschals gibt es noch eine große Auswahl an Wohn- und Deko-Artikeln wie Lampen, Körbe und Geschirr-Sets.

Spielzeug aus Behindertenwerkstätten

Während man so eine gerechte Bezahlung der Erzeuger aus Entwicklungsländern fördert, gibt es aber auch eine Menge an Geschenkideen aus regionaler Erzeugung: Wer etwa auf der Königstraße in Stuttgart shoppt, findet im "Haus der Katholischen Kirche" in der "Caritas Manufactur" Taschen aus Filz und LKW-Planen sowie Mäppchen, die von ehemaligen Drogenabhängigen hergestellt wurden und von Menschen, die lange arbeitslos waren, verkauft werden. Aus Düsseldorf kommen von der Werkstatt für Menschen mit Behinderung "wfaa" hochwertige Holzspielzeuge vom Kleinkind-Motorrad über Tischflipper bis hin zum Kaufladen.

Neben klassischen Geschenken wie Büchern, Reisen und Gutscheinen sind auch nichtmaterielle Dinge beliebt, fand jüngst das Marktforschungsinstitut TNS im Auftrag des Online-Aktionshauses Ebay heraus. Für 90 Prozent der Deutschen zählt laut der "Apotheken Umschau" der ideelle Wert und dass ein anderer an sie gedacht habe. So erinnert auch der Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti daran, an die Symbolik der Geschenke zu denken. "Ich bin nicht vergessen, ich bin geliebt als Kind Gottes", solle der Beschenkte merken. Die Freude über ein Präsent soll spielerisch die Gnade Gottes vergegenwärtigen und ahnen lassen, "was der liebende Gott an Herrlichkeit für sie bereithält."

Bild: ©Contigo

In Geschäften wie Contigo und Weltladen, die fair gehandelte Artikel verkaufen, gibt es inzwischen eine große Auswahl an Non-Food-Produkten wie Schmuck, Geldbeutel, Handtaschen, Schals sowie Wohn- und Deko-Artikeln.

Warum also nicht einmal Zeit und Wertschätzung schenken? Angeblich würde fast jeder fünfte Mann, der Geschenke kauft, stattdessen lieber Aufgaben im Haushalt übernehmen, heißt es in der Ebay-Umfrage. Wer so einen "Zeit-Gutschein" für einen gemeinsamen Sauna-Besuch, für die Übernahme von lästigen Aufgaben oder für regelmäßige Besuche bei der Oma verschenkt, sollte jedoch darauf achten, dass er diese Versprechen auch wirklich (zeitlich) einlösen kann und will. Stress bei der Terminfindung und Enttäuschung über geplante, aber ausgefallene Events sollte vermieden werden.

Flüchtlingshilfe und verschenkte Ziegen

Und für Menschen, denen etwas Besonderes am Herzen liegt, kann auch das als Inspiration gelten: Der Frau, die sich seit Monaten für Flüchtlinge einsetzt, ein Wellness-Wochenende schenken und für die Menschen, um die sie sich kümmert, einige paar Schuhe spenden. Dem tierlieben Opa eine Raubkatzen-Patenschaft oder eine zum Erhalt der Artenvielfalt in der Heimat, wie es der Naturschutzbund anbietet.

Und auch die Verwandten, die von vornhinein sagen, dass man das Geld für gute Zwecke spenden soll, müssen vor dem Baum nicht mit leeren Händen da stehen: Wenn man etwa als Geschenk eine Ziege, ein Huhn oder Schulgebühren für Menschen in Afrika spendet, gibt die Entwicklungsorganisation Oxfam eine lustige Geschenkkarte mit Magnet dazu, mit dem der Beschenkte erfährt, wo genau mit der Spende geholfen wird. Bei der Bescherung kann der fair Schenkende darauf hinweisen, aus welchen Produktionsbedingungen die Produkte stammen. Der Gedanke daran, dass mit dem Kauf auch Menschen, die in schwierigeren Situationen leben, ein schöneres Weihnachten erleben können, lässt sicher eine große Freude aufkommen.

Von Agathe Lukassek

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Die katholische Kirche unterstützt den fairen Handel von Anbeginn in den 1970er Jahren. Hilfswerke und Jugendverbände beider großen Kirchen sind die Gesellschafter von "Gepa - The Fair Trade Company". Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) betreibt unter anderem eine Internetseite zum "kritischen Handel", auf der sich noch mehr Geschenkideen und Anregungen finden.